"Beschämender" Infantino löst Empörung und Widerspruch aus
n-tv
Der seltsame Auftritt von FIFA-Präsident Gianni Infantino wirkt nach. Vor allem aus Europa wird Widerspruch laut, nachdem der Schweizer sich für WM-Gastgeber Katar in die Bresche wirft. Es wird sogar der Verdacht geäußert, Infantino erhalte seine Argumente direkt aus katarischen Behörden.
Der internationale Aufschrei war kaum verhallt, da legte Gianni Infantino den nächsten bizarren Auftritt hin. Nur wenige Stunden nach seiner denkwürdigen Pressekonferenz peitschte der umstrittene FIFA-Präsident auf der Bühne des Fanfestivals in Doha mit "Ole, Ole"-Rufen die Menge an. Die massive Kritik ließ ihn offenbar kalt. "Er ist zu weit gegangen", sagte FIFA-Kritikerin Lise Klaveness bei CNN: "Es ist ein bisschen gefährlich, den Westen gegen den Osten zu polarisieren." Und für Nicholas McGeehan, den Direktor von FairSquare, ließen Infantinos Aussagen darauf schließen, "dass der FIFA-Präsident seine Argumente direkt von den katarischen Behörden erhält".
In einem exakt einstündigen Monolog hatte Infantino am Samstag zu einem skurrilen Rundumschlag gegen seine Kritiker ausgeholt. Scheinheilig, rassistisch, ungerecht sei der Umgang mit den WM-Gastgebern. "Diese einseitige Moralpredigt ist reine Heuchelei", rief er den rund 400 Journalisten in Doha zu. Verurteilungen Katars aus der westlichen Welt seien vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte unangebracht. "Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen", argumentierte der umstrittene Weltverbandschef.
Katar biete Arbeitsmigranten "eine Perspektive", sagte Infantino. "Wir alle wissen, dass es illegale Arbeit in Europa gibt. Wenn ihr euch wirklich um das Schicksal dieser Menschen scheren würdet, bietet das, was Katar macht, Chancen. Legale Chancen. Gebt ihnen Arbeit, gebt ihnen Sicherheit." Amnesty International kritisierte Infantino dafür scharf. "Dadurch, dass er legitime Kritik an Menschenrechtsverletzungen beiseitewischt, würdigt er den enormen Preis herab, den Arbeitsmigranten gezahlt haben, um sein Flaggschiff-Projekt möglich zu machen", sagte Sprecher Steve Cockburn. Indem sie "eine Art Kulturkrieg" ausrufe, weiche die FIFA zudem ihrer Verantwortung aus.