„Sleeping Beauties“: Unterm Firnis der Zivilisation
Frankfurter Rundschau
Alison Sampsons und Rio Youers’ geglückte Graphic Novel zu Kings „Sleeping Beauties“
Bereits Hamlet ahnte etwas: „Sterben. Schlafen. Schlafen!“, lässt Shakespeare seinen Dänenprinzen zu Beginn des dritten Akts sinnieren. Und weiter: „Vielleicht auch träumen! Ja, da liegt’s: Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, wenn wir den Drang des Ird’schen abgeschüttelt, das zwingt uns still zu steh’n.“ Welche Macht haben unsere Träume? Jene Frauen, die in „Sleeping Beauties“, dem Roman von Stephen und Owen King, in einen (scheinbar?) ewigen Schlaf fallen, träumen sich selbst ganz real in eine Art Paradies, einen Garten Eden – derweil auf der Erde der Horror um sich greift. Das Buch erschien vor vier Jahren (auf Deutsch bei Heyne), der heute 73-jährige US-Schriftsteller, den manche Menschen – völlig unverständlich – nach wie vor zur Trivialliteratur zählen, hat es zusammen mit seinem jüngsten Sohn Owen geschrieben, Jahrgang 1977. Die beiden erzählen – lange vor der aktuellen Seuche – von einer mysteriösen Schlafkrankheit, die sich pandemisch rund um den Globus verbreitet. Wer sich ansteckt, schläft ein und kann nicht mehr aufwachen, dessen Körper verpuppt sich mit klebrigen Spinnweben. Wer indes versucht, die Erkrankten aus ihren Kokons zu befreien, erlebt ein blutiges Inferno. Kliniken, Polizei, Politik stehen vor mehr als einem Rätsel, zumal die Krankheit tatsächlich eben nur Frauen zu befallen scheint. Gekonnt spielen Vater und Sohn King mit medizinischen Rätseln, Gesundheitswahn, Massenhysterie, Übernatürlichem und dem ganz normalen menschlichen Wahnsinn.More Related News