„Die politische Korrektheit cancelt so viele Dinge in der Kunst“
Die Welt
Hat sie mit Hillary Clinton das Blut von Babys getrunken? Es gibt wilde Gerüchte über Marina Abramovic, die berühmteste Künstlerin der Welt. Ein Gespräch über das Säubern von Knochen, die Humorlosigkeit der politisch Korrekten und einen brutalen Erziehungstrick im Kommunismus.
WELT: Vor 24 Jahren erhielten Sie den Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig. Sie saßen auf einem Berg Rinderknochen, von denen Sie vier Tage lang sechs Stunden täglich das Fleisch abschrubbten und dabei Totenlieder sangen: eine Metapher auf den Krieg in ihrer früheren Heimat Jugoslawien. Meinen Sie, Sie dürften diese Arbeit heute noch so zeigen? Marina Abramović: Der Gestank war fürchterlich. Danach war ich vier Jahre lang Vegetarierin, ich konnte Fleisch nicht mal ansehen. So sehr ich mich auch wusch, es blieb in meinem Kopf. Außerdem war es in Venedig sehr warm. Keine guten Voraussetzungen für einen ungekühlten Fleischberg. Ob diese Arbeit noch erlaubt wäre? Ich glaube nicht. Die politische Korrektheit cancelt so viele Dinge in der Kunst, die mental gefährlich sind.More Related News