Telegram gibt erstmals Nutzerdaten ans BKA
n-tv
Gegenüber seinen Nutzern wirbt Telgram mit absoluter Diskretion - auch gegenüber Polizei und staatlicher Behörden. Das ist aber offenbar nicht mehr der aktuelle Stand. Laut einem Medienbericht bekam das Bundeskriminalamt einschlägige Daten in mehreren Terror- und Kindesmissbrauchsermittlungen.
Die Betreiber der Messenger-App Telegram haben nach einem Medienbericht anders als bislang öffentlich dargestellt in mehreren Fällen Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt (BKA) herausgegeben. Wie der "Spiegel" berichtete, handelte es sich um Daten Verdächtiger aus den Bereichen Kindesmissbrauch und Terrorismus.
Telegram wirbt bislang damit, nicht mit Regierungen oder Behörden zu kooperieren. 2018 habe der Dienst zwar angekündigt, dass er auf richterliche Anordnung IP-Adressen und Telefonnummern herausgeben könnte. "Das ist bis heute nicht passiert", heißt es laut "Spiegel" jedoch in der entsprechenden Privatsphäre-Richtlinie. Eine Anfrage zu dem offenkundigen Sinneswandel ließen Telegram-Gründer Pawel Durow und seine PR-Abteilung dem Bericht zufolge unbeantwortet. Das BKA hat inzwischen mehr als 100 deutsche Kanäle und Gruppen an Telegram gemeldet. Nahezu alle seien aus Deutschland tatsächlich nicht mehr erreichbar, berichtete der "Spiegel" aus mit den Vorgängen betrauten Kreisen.
Schon im Frühjahr vergangenen Jahres hatte das dem Bundesjustizministerium unterstellte Bundesamt für Justiz zwei Bußgeldverfahren gegen den umstrittenen Messengerdienst angestrengt. Es drohen Bußgelder von bis zu 55 Millionen Euro. Telegram lässt sich nach "Spiegel"-Informationen in dem Verfahren inzwischen anwaltlich vertreten. Eine von Telegram erbetene Fristverlängerung bis zum 1. Juni ließ der Dienst aber verstreichen, ohne die Anhörungsschreiben zu beantworten.