"Schlafender Riese, den man weckt"
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Boris Herrmann ist bei der Vendée Globe erfolgreich um die Welt gesegelt. Aber wer so viel Zeit allein auf dem Wasser verbringt, kommt ins Grübeln: Wenn der Klimawandel die Antarktis komplett verändert, können wir das Rennen in 20 Jahren noch durchführen? An Bord seiner Rennjacht hat er deshalb ein kleines Labor installiert, das beim Segeln den CO2-Gehalt des Wassers misst. Denn die meisten Veränderungen sieht man gar nicht. Waldbrände, Überschwemmungen und Fluten - das seien die Ikonen des Klimawandels, sagt der Segler im "Klima-Labor" von ntv. "Aber die Ozeane sind Tausende von Metern tief und machen 71 Prozent der Erdoberfläche aus - wenn man sich überlegt, wie viel Wärmeenergie die akkumulieren und wie sich das alles verändert, wärmer und saurer wird, ist das ein schlafender Riese, den man weckt."
ntv.de: Sie waren schon als kleines Kind auf den Meeren unterwegs, haben als 19-Jähriger den Atlantik überquert. Wann ist Ihnen aufgefallen, dass mit den Ozeanen etwas nicht stimmt?
Boris Herrmann: Die Leute denken bei den Ozeanen ja oft an Plastikmüll oder Überfischung oder an Verschmutzung mit Öl und solche Dinge. Das hat man natürlich auch schon als Kind gesehen, dass am Strand Plastikmüll oder tote Tiere lagen. Aber dass die Ozeane eigentlich die zentrale Rolle beim Klimawandel spielen und die Klimaanlage dieses Planeten sind und den Sauerstoff produzieren, den wir atmen und das CO2 aus der Atmosphäre schlucken, welches durch die Industrie und durch uns in die Luft geblasen wird, habe ich erst in den letzten drei, vier Jahren besser verstanden.