Psychiater sah keine Gefahr durch Ibrahim A.
n-tv
"Wie konnte es sein, dass ein solcher Täter noch hier im Land war?" Diese und andere Fragen müssen die Behörden im Fall Brokstedt klären. Der Messerangreifer Ibrahim A. war ein verurteilter Straftäter. Dass er vor der Tat aus der U-Haft entlassen wurde, überraschte selbst seinen Anwalt.
Nach der Messerattacke mit zwei Toten in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein gibt es weiter offene Fragen zum Umgang der Behörden mit dem zuvor straffällig gewordenen Täter. Die Frage sei, ob die Bluttat, die der 33-jährige staatenlose Palästinenser Ibrahim A. begangen haben soll, hätte verhindert werden können, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstagabend in Brokstedt. Aufgeklärt werden müsse, "wie konnte es sein, dass ein solcher Täter noch hier im Land war".
Bei der Messerattacke im Zug von Kiel nach Hamburg waren am Mittwoch eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet sowie fünf weitere Reisende teils schwer verletzt worden. Auf dem Bahnhof von Brokstedt wurde der Angreifer von der Polizei festgenommen, nachdem andere Fahrgäste ihn überwältigt hatten. Der 33-jährige Täter war erst vor wenigen Tagen auf Beschluss des Landgerichts Hamburg aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder entlassen worden, wo er wegen eines Gewaltdelikts in Untersuchungshaft saß.
Seit seiner Einreise nach Deutschland 2014 war der Mann nach Angaben der Behörden mehrfach mit Gewaltdelikten auffällig geworden. 2021 erhielt er Hausverbot in einer Kieler Gemeinschaftsunterkunft. Ein subsidiärer Schutzstatus verhinderte seine Abschiebung. "Wie konnte das passieren, dass er trotz so vieler Vorstrafen nicht länger in einer Justizvollzugsanstalt war?", fragte Faeser, die mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther nach Brokstedt gekommen war. Nun müsse geklärt werden, wie es passieren konnte, "dass er so früh aus der Untersuchungshaft wieder entlassen wurde", sagte Faeser, und "warum Menschen, die so gewalttätig sind, noch hier in Deutschland sind".
In Berlin-Neukölln eskaliert ein Streit in einer Bar. Zwei Männer werden durch Messerstiche verletzt. Daraufhin stoppen etwa 50 Männer einen zufällig vorbeifahrenden Rettungswagen, der sich im Einsatz befindet. Im Polizeibericht findet der Vorfall keine Erwähnung - sehr zum Unverständnis der Innensenatorin.
Eine 75-Jährige ist in Karlsruhe von einer herabfallenden Gaskartusche am Kopf getroffen und tödlich verletzt worden. Die Polizei gehe davon aus, dass Unbekannte den Gegenstand von einem Hochhaus warfen, als die Frau gerade vorbeiging, sagte ein Sprecher am Sonntagmorgen. Die Ermittler gehen den Angaben zufolge zunächst nicht davon aus, dass die Frau absichtlich getroffen wurde.
Die Trauer über die sechs Todesopfer des Amoklaufs in einem Einkaufszentrum in Sydney sitzt noch immer tief. Dabei hätte sogar noch mehr Leid geschehen können, wenn nicht Passanten und eine Polizistin den Täter bedrängt und gestellt hätten. Australiens Politik lobt den instinktiven Mut aller Beteiligten.