"Merkel und Deutschland waren Schutzengel für die Ukraine"
RTL
„Deutschland und Angela Merkel waren, wenn man dieses Wort verwenden kann, ein Schutzengel für die Ukraine."
Der ehemalige Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, hat im exklusiven Interview mit RTL die besondere Rolle Deutschlands im Ukraine-Konflikt betont und sich ausdrücklich bei Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel bedankt. "Deutschland und Angela Merkel waren, wenn man dieses Wort verwenden kann, ein Schutzengel für die Ukraine. Dank der Unterstützung von Angela und dank einer führenden Rolle Deutschlands haben wir ein Assoziierungsabkommen mit der EU. Nur dank der führenden Rolle Deutschlands haben wir ein tiefgreifendes und umfassendes Freihandelsabkommen." Das Interview mit Petro Poroschenko sehen Sie im Video.
In der aktuellen Krise mit Russland wünscht sich Poroschenko vor allem Solidarität und Geschlossenheit anderer Nationen: "Putin, so meine Erfahrung, wird so weit gehen, wie wir es ihm erlauben. Und Putin hört auf, wenn er unsere Stärke, unsere Einheit und die Solidarität der ganzen Welt spürt."
Eine Unterstützung der Ukraine sei deshalb "eine Investition in die deutsche und europäische Sicherheit." Poroschenko wünscht sich außerdem, dass der Ukraine und Georgien über den "Membership Action Plan" der Weg in die NATO eröffnet wird. Er sei in dieser Frage "sehr optimistisch". "Wenn Putin das nächste Mal versucht, den Westen zu erpressen, dann wird er sich das zweimal überlegen, denn das ist kein Spiel und funktioniert nicht mehr."
Putin höre niemals auf, "bis wir unsere Stärke und unsere Einigkeit demonstrieren. Und ich glaube fest an Deutschland."
Petro Poroschenko war von Mai 2014 bis April 2019 Präsident der Ukraine. Er war damit der erste Präsident nach den Euromaidan-Protesten 2013/2014, die zum Sturz des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowytsch führten. Bei den Protesten kamen etwa 130 Menschen ums Leben.Poroschenko gilt als Oligarch, mit verschiedenen Unternehmen wurde er zum Milliardär. Aktuell steht er in der Ukraine unter Druck. Seit Ende Dezember werden ihm Hochverrat und Unterstützung von Terrorismus vorgeworfen – er soll verbotene Geschäfte mit den Separatisten in der Ostukraine gemacht haben. Poroschenko selbst weist die Vorwürfe als "politische Verfolgung" seines Nachfolgers Wolodymyr Selenskyj zurück.
Poroschenko kenne Putin jetzt 17 Jahre, "vielleicht nicht die längste, aber auf jeden Fall die schwierigste Zeit in meiner Geschichte", so der ehemalige Präsident. "Erste Empfehlung: Bitte vertrauen Sie Putin nicht!" Seine Sicherheitsgarantien seien "das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind".Andere Länder sollten allerdings keine Angst vor Putin haben. "Natürlich, wenn Sie Angst vor Putin haben, wird Putin Sie angreifen. Und wenn Sie stark genug sind, sich zu schützen, wird Putin das nie tun."
Seit 2014 habe sich in der Ukraine viel geändert, "aber wir haben immer noch denselben Putin." Der russische Präsident betrachte sich nicht nur als Staatsoberhaupt, sondern als "etwas zwischen Herrscher und Gott". Putin träume von einer zweiten Sowjetunion oder einem russischen Reich. Die Ukraine sei auf der Karte das wichtigste Puzzleteil in diesem Plan. "Deshalb will er die ganze Ukraine haben, und wir haben diese Träume im Jahr 2014 ruiniert", so Poroschenko.
"Der erste Schritt der Transformation dieser verrückten Idee ist, keine NATO im Osten Europas zu haben. Keine NATO in den baltischen Staaten, keine NATO in Bulgarien, keine NATO in Rumänien."