Kein neuer Prozess in australischem Vergewaltigungsfall
n-tv
Im vergangenen Jahr geht ein Aufschrei durch Australien, nachdem eine Parlamentsmitarbeiterin einen Kollegen der Vergewaltigung beschuldigt. Der folgende Prozess wird wegen eines Verfahrensfehlers abgebrochen. Wie nun bekannt wird, soll er nicht wieder aufgenommen werden.
Ein Vergewaltigungsfall in Australien, der zu landesweiten Protesten geführt hatte, wird aus Angst vor einer Traumatisierung des mutmaßlichen Opfers nicht mehr vor Gericht verhandelt. "Das permanente Trauma in Verbindung mit dieser Anklage stellt ein erhebliches und inakzeptables Risiko für das Leben der Anklägerin dar", erklärte Staatsanwalt Shane Drumgold. Deswegen werde es keinen zweiten Prozess in dem Fall geben.
Die ehemalige Regierungsmitarbeiterin Brittany Higgins hatte Anfang 2021 einem ehemaligen Kollegen vorgeworfen, sie im Parlamentsbüro einer Ministerin vergewaltigt zu haben. Der Beschuldigte wies die Vorwürfe zurück und leugnete, dass es überhaupt zu sexuellen Handlungen gekommen sei. Der Prozess endete im Oktober dieses Jahres abrupt wegen eines Verfahrensfehlers. Einem Mitglied der Geschworenen war ein Fehlverhalten nachgewiesen worden. Ein neuer Termin wurde für den kommenden Februar angesetzt - und nun abgesagt. Damit wird sich der Angeklagte gar nicht mehr verantworten müssen.
Nachdem Higgins Vorwürfe bekannt wurden, demonstrierten etwa 100.000 Menschen in australischen Städten gegen sexuelle Gewalt. Mehrere Untersuchungen zeichneten das erschreckende Bild einer "sexistischen Kultur" in der australischen Politik. So gab jede dritte Politikerin oder Mitarbeiterin im australischen Parlament an, dort bereits sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Australiens damaliger Regierungschef Scott Morrison hatte sich bei den Opfern von sexueller Belästigung und explizit bei Higgins für "die schrecklichen Dinge, die hier passiert sind", entschuldigt.