Kaum Widerstand gegen Putins Krieg in russischer Kirche
n-tv
Die Zustimmung zur Invasion der Ukraine in der russischen Gesellschaft scheint hoch, auch unter Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche. Nur wenige Priester widersprechen der offiziellen Linie - und tragen dafür die Konsequenzen.
Bei seinem "militärischen Spezialeinsatz" in der Ukraine weiß Kreml-Chef Wladimir Putin die mächtige russisch-orthodoxe Kirche eigentlich fest hinter sich. Nach Beginn der Offensive am 24. Februar rief der Moskauer Patriarch Kyrill die orthodoxen Gläubigen auf, sich um die Regierung zu "versammeln". Nicht alle orthodoxen Priester in Russland folgen dieser Linie. Doch ihr Widerstand hat einen Preis.
"Ich fürchte, ich bin ein schlechter Priester", sagt Georgi Edelschtein aus dem sechs Stunden nordöstlich von Moskau gelegenen Dorf Nowo-Bely Kamen unweit der Stadt Kostroma. Die Stimme des 89-Jährigen zittert, doch sie klingt bestimmt, als er sagt: "Ich war nicht immer gegen alle Kriege, aber ich war immer gegen jeden landräuberischen, aggressiven Krieg." Die Ukraine sei ein "unabhängiger Staat", sagt der Geistliche. "Lasst sie ihren Staat aufbauen, wie sie es für nötig halten."
Mit seiner öffentlich vertretenen Haltung ist Edelschtein eine Ausnahmeerscheinung in der russisch-orthodoxen Kirche. Am 25. Februar, dem zweiten Tag des russischen "Spezialeinsatzes" im Nachbarland, unterzeichnete er einen von seinem Priesterkollegen Joann Burdin verfassten offenen Brief gegen den Militäreinsatz.