Immer mehr Deutsche verlassen Hongkong
n-tv
In Hongkong leben nahezu 3000 Deutsche. Doch viele von ihnen verlassen nun ihre Wahlheimat. Der Grund: Die Corona-Maßnahmen der Behörden gehen ihnen schlichtweg zu weit. Besonders gefürchtet ist die zwangsweise Isolierung im berüchtigten Quarantänelager Penny's Bay.
37 Jahre hat Bernd Hanemann in Hongkong gelebt, den Übergang von der britischen Kolonie zur chinesischen Sonderverwaltungszone inklusive diverser Protestwellen miterlebt - doch der Umgang mit der derzeit wütenden Corona-Welle hat ihn zur Flucht getrieben. "Der letzte Tropfen war Penny's Bay", erzählt der frühere Einkaufsleiter des Metro-Handelskonzerns, während Umzugshelfer Kühlschrank und Waschmaschine aus seiner Wohnung holen. Penny's Bay ist das berüchtigte staatliche Quarantänelager.
Ende vergangenen Jahres sei er mit einem befreundeten Piloten wandern gegangen, erzählt Hanemann. Als dieser danach von einer Dienstreise wieder kam, sei er positiv getestet worden und habe Hanemann als Kontaktperson angegeben. "Er hat sich Covid hundertprozentig geholt, nachdem wir uns gesehen haben", sagt Hanemann. Doch den Behörden war das egal. "Wir können mit dir machen, was auch immer wir wollen", habe ihm ein Polizist gesagt.
Gegen seinen Willen wurde er in das Lager neben Disneyland befördert. Doch anders als im benachbarten Freizeitpark seien die Bedingungen dort "menschenunwürdig", erzählt Hanemann, der eigentlich in Hongkong seinen Ruhestand genießen wollte. Wegen des ständig brennenden Flutlichts habe er nachts nicht schlafen können, das Wasser sei zwei Tage lang ausgefallen, die Hotline kaum erreichbar gewesen.