Droht deutscher Autoindustrie Rezession?
n-tv
Ukraine-Krieg, Halbleitermangel, Lieferkettenprobleme: Die Rekordgewinne der deutschen Automobilindustrie passen da irgendwie nicht dazu. Dennoch gibt es sie. Aber China könnte ihnen nun endgültig den Garaus machen und die deutsche Schlüsselindustrie in eine ernste Krise stoßen.
Selten hat es in der deutschen Autoindustrie einen schärferen Kontrast zwischen den üblichen Hurra-Meldungen in Verbindung mit ambitionierten Wachstums- und Renditeplänen in der Zukunft und einem sich zunehmend verdüsternden wirtschaftlichen Umfeld in der Gegenwart gegeben. Und das ausnahmslos bei allen Herstellern. Die tun so, als gäbe es einen immerwährenden Branchenfrühling, und blenden alles andere komplett aus, wie etwa die steigende Kaufzurückhaltung der Verbraucher aufgrund immer weiter steigender Preise in den Supermärkten, beim Thema Heizen und Strom sowie an den Tankstellen.
Noch schärfer ausgedrückt: So etwas gab es noch nie! Zum einen sind die Auftragsbücher zum Bersten gefüllt und Neu- und Gebrauchtwagenmärkte wie leergefegt. Es gibt Lieferfristen bis zu einem Jahr und die Konzerngewinne explodieren. Zum anderen ist die Produktions- und Beschäftigungssituation aber grottenschlecht.
So lag beispielsweise der Absatz im "Heimatmarkt" Europa im April 2022 um 20,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. In Italien betrug das Minus sogar 33 Prozent, in Frankreich waren es 22,6 Prozent und in Deutschland auch 21,5 Prozent. Ein ähnlich trübes Bild zeigt sich rund um den Erdball. Allein in China, bisher der Wachstumsmotor der Branche, brachen die Verkäufe im April um 43,1 (!) Prozent ein. In den USA waren es noch 19,2 Prozent, in Japan 15,3 Prozent und in Brasilien 16,7 Prozent.
Der Softwarekonzern SAP möchte umstrukturieren und macht seinen Mitarbeitern attraktive Angebote, um das Unternehmen zu verlassen. Die Programme schlagen anscheinend voll ein, denn Tausende interessieren sich einem Bericht zufolge für einen Abgang. Doch nicht für alle könnte der Wunsch in Erfüllung gehen.