
Dieses Urteil markiert eine Zeitenwende in Frankreich
Die Welt
18 Monaten Haft auf Bewährung wegen sexueller Übergriffe gegen zwei Frauen, so lautet das Urteil gegen Schauspielstar Gérard Depardieu. Die Mauer des Schweigens, auf die Missbrauchsvorwürfe im Pariser Milieu lange prallten, könnte damit der Vergangenheit angehören.
18 Monaten Haft auf Bewährung wegen sexueller Übergriffe gegen zwei Frauen, so lautet das Urteil gegen Schauspielstar Gérard Depardieu. Die Mauer des Schweigens, auf die Missbrauchsvorwürfe im Pariser Milieu lange prallten, könnte damit der Vergangenheit angehören. Es war der große Tag des französischen Kinos. Am Dienstagabend die feierliche Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes, der rote Teppich, der Glamour. Am Morgen Gérard Depardieu (76), einst eine Art Nationalheiliger der französischen Filmindustrie, preisgekrönter Schauspieler, der in über 200 Filmen mitgespielt hat, der wegen sexueller Übergriffe gegen zwei Frauen schuldig gesprochen wurde. Das Pariser Strafgericht hat den 76-Jährigen, der zur Urteilsverkündung nicht erschien, zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt und ist damit der Forderung der Staatsanwaltschaft gefolgt. Sein Anwalt hat angekündigt, dass Depardieu in Berufung gehen wird. Wer den dreieinhalb Tage währenden Prozess im März verfolgt hatte, den dürfte das Urteil nicht überrascht haben. Es war ein gesellschaftliches Lehrstück, bei dem die neue Welt der alten den Prozess machte. Sogar Depardieu räumte ein, dass sich die Zeiten geändert hätten. Trotzdem stritt er alle Vorwürfe ab. Auch seine langjährige Freundin und Schauspielerkollegin, Fanny Ardant, die eine flammende Rede auf das Genie Depardieu gehalten hatte, vermochte ihm keine mildernden Umstände zu verschaffen.
