Der Manierismus stört? Gut so.
Die Welt
Zu realistisch? Zu katholisch? Zu altmodisch? Die Malerei von Michael Triegel eckt an. Sein Altarbild im Naumburger Dom will die Unesco am liebsten in den hintersten Winkel verbannen. Doch die Pfleger des Welterbes sind nicht für zeitgenössische Kunst zuständig.
Zu realistisch? Zu katholisch? Zu altmodisch? Die Malerei von Michael Triegel eckt an. Sein Altarbild im Naumburger Dom will die Unesco am liebsten in den hintersten Winkel verbannen. Doch die Pfleger des Welterbes sind nicht für zeitgenössische Kunst zuständig. Maria schaut ein wenig skeptisch drein, das Kind so grimmig, als ahnte es schon von seiner Bestimmung. Und die Heiligen sind auch nur Menschen. Das zeigt uns der Maler Michael Triegel in altmeisterlicher, geradezu hyperrealistischer Maniera. Fein gemalt mit Ölfarben und Eitempera, und noch verfeinert mit dem Einsatz von Blattgold. Petrus trägt ein rotes Käppi, vielleicht hält er den Schlüssel zur MAGA-Kirche hoch. Der nachdenklich rauschebärtige Paulus neben ihm trägt einen Rabbinerhut. Ein streng gescheitelter Dietrich Bonhoeffer fixiert uns auf der anderen Seite des gut 240 mal 220 Zentimeter großen Gemäldes als evangelischer „Heiliger“. Und Michael Triegels Ehefrau ist auch im Publikum der „Sacra conversazione“ verwegit. Die in ihrer Gegenwärtigkeit so eindrucksvolle wie befremdliche Darstellung ergänzt seit fünf Jahren den 1541 im Bildersturm verlorenen Mittelteil des Altarretabels von Lucas Cranach dem Älteren im Naumburger Dom. Ist das nicht Anbiederung an die Kunst der Renaissance? Muss man heute so altmodisch malen? Fragten sich bei Michael Triegel viele, die sich schon über den aufdringlichen Realismus der „Neuen Leipziger Schule“ wunderten, der er wie auch Neo Rauch angehörte. Ist das nicht rückwärtsgewandt, antimodern, reaktionär? Fanden manche, spätestens als der einstige Atheist den Auftrag annahm, Josef Ratzinger als Papst Benedikt XVI. zu porträtieren und Katholik wurde.
