Der KZ-Wachmann will während des Kriegs nur Bäume gepflanzt haben
Die Welt
Der in Brandenburg angeklagte frühere Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen bestreitet vor Gericht seine Tätigkeit – und behauptet, nur ein einfacher Landarbeiter gewesen zu sein. Für den Nebenkläger-Anwalt ist das eine „Flucht vor der Realität“.
Die Erwartungen an diesem Verhandlungstag waren groß – und so fanden sich am Donnerstag deutlich mehr Zuschauer und Journalisten als bislang im NS-Prozess in Brandenburg an der Havel ein. Der Verteidiger des angeklagten früheren KZ-Wachmanns aus Sachsenhausen hatte im Vorfeld eine Erklärung zur Tätigkeit seines Mandanten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs angekündigt.
Zuvor hatte der Angeklagte Josef Sch. mehrfach bestritten, jemals im Konzentrationslager Sachsenhausen gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dort wissentlich und willentlich Hilfe zur grausamen und heimtückischen Ermordung von 3518 Lagerinsassen geleistet haben. In zahlreichen Personaldokumenten der SS aus dem Lager, die heute unter anderem in der dortigen Gedenkstätte, der Stasi-Unterlagenbehörde und dem Bundesarchiv lagern, wird ein Wachmann mit dem Namen, Geburtsdatum und Geburtsort des Angeklagten genannt. Sch. war demnach dort von Ende 1942 bis Anfang 1945 im SS-Totenkopfsturmbann eingesetzt. Während dieser Dienstzeit kamen fast 50.000 Menschen ums Leben – an den Folgen von Hunger und Zwangsarbeit sowie durch systematische Vernichtungsaktionen.