Der Dialog ist gescheitert – und das ist gut so
Die Welt
Eigentlich wollte in Frankfurt ein Vertreter der palästinensischen Gemeinde mit der Künstlerin Hito Steyerl über die Documenta und den Antisemitismus diskutieren. Aber er kam nicht. Und so wurde zur Beendigung der Debatte aufgerufen. Warum das die vielleicht einzige Rettung sein könnte.
Dieses Wochenende schließt die Documenta fifteen vom indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa ihre Pforten. Zum Abschluss findet im Ruru-Haus die Konferenz „Let there be Lumbung“ statt. Dort pflegt man sich nun zu erzählen, dass man das Opfer konservativer Meinungsmacher und kolonialer Auswüchse gewesen sei. Antisemitismus, war da was? Als das fragwürdige Banner von Taring Padi Mitte Juni verhüllt und später abgebaut wurde, widmeten es die Künstler um zum „Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs“. Man wollte doch nur reden.
Der Dialog ist gescheitert, das wurde auch am Donnerstagabend 200 Kilometer von Kassel entfernt konstatiert. Die Bildungsstätte Anne Frank, die sich in Person ihres Leiters Meron Mendel ein aktiver Teil der Debatte war, hatte in Frankfurt zur Diskussion geladen. Der barock ausladende Titel der Veranstaltung lautete „Kunst & Kontext. Von der Mbembe-Debatte bis zur Documenta 15: Der Kunst- und Kulturbetrieb zwischen Antisemitismuskritik und Postkolonialismus“. Doch der Abend wurde seinem selbst gewählten Thema nicht gerecht. Das lag auch an der Moderation von René Aguigah, der mit einem Tonfall wie aus dem Deutschlandfunk-Nachtprogramm, eine leicht anästhesierte Grundstimmung verbreitete.