Corona-Krise in Russland: Wladimir Putin geht in Selbstisolation
Frankfurter Rundschau
Wladimir Putin geht in Quarantäne. In Russland wird spekuliert, dass das nicht nur mit Corona-Fällen in seinem Umfeld zu tun hat.
Moskau – Der Präsident fühle sich hervorragend, sei absolut gesund, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Die Wirksamkeit des Sputniks ist erwiesen hoch. Die Wirksamkeit Putins noch höher.“
Am Dienstag hatte Wladimir Putin bei einer Video-Sitzung des Kabinetts bekannt gegeben, dass er nicht wie geplant nach Tadschikistan reisen könne, sondern sich in Selbstisolation begeben müsse. Mehrere Leute aus seiner engsten Umgebung seien an Covid-19 erkrankt, auch ein unmittelbarer Mitarbeiter, obwohl der mehrfach geimpft worden sei. Nach Angaben des Kremls wird der Präsident „eine bestimmte Zeit in Quarantäne bleiben.“ Am Montag hatte er noch ein Herbstmanöver besucht, am Dienstag den syrischen Staatschef Baschar al-Assad empfangen. Mehrere Videokonferenzen später konnte zumindest das linientreue Russland gestern aufatmen: Der „Garant“ ist voll einsatzfähig.
Trotzdem wird jetzt die Frage laut: Warum geht Wladimir Putin gesund in Quarantäne? Obwohl er nach eigenen Worten selbst zweimal mit Sputnik V geimpft ist, dem, so Putin, besten Corona-Impfstoff der Welt. Und warum drei Tage vor dem Beginn der Wahlen zur Staatsduma, unmittelbar vor den eigentlich eingeplanten Gipfeln des postsowjetischen Militärbündnisses OVKS und der Shanghaier Organisation für Kooperation im tadschikischen Duschanbe? In jenem Nachbarstaat Afghanistans dürften nach der dortigen Machtübernahme der Taliban diverse zentralasiatische Amtskolleg:innen auf die Führungsqualitäten des Russen hoffen. Abgesehen vom russischen Wahlvolk.