Corona-Gutachter empören sich über Kritik
n-tv
Kaum ist das Gutachten der Corona-Expertenkommission veröffentlicht, hagelt es Kritik. Drei der beteiligten Wissenschaftler äußern sich nun: Gegenwind sei zwar "vorprogrammiert" gewesen, inhaltlich jedoch nicht haltbar. Besonders die Gegenrede von Gesundheitsminister Lauterbach schmerzt die Forscher.
Der Streit über das Sachverständigen-Gutachten zu den Corona-Maßnahmen geht weiter. Drei Mitglieder der Kommission wehren sich in einem "Zeit"-Beitrag gegen die Kritik an ihrer Arbeit. "Die Kommission wird eingesetzt, arbeitet, liefert pünktlich. Und muss am Tag der Abgabe von führenden Politikerinnen und Politikern lesen, dass man 'eh schon alles wisse' und das Gutachten kein 'Bremsklotz' sein dürfe", schreiben die Sozialforscherin Jutta Allmendinger, der Volkswirt Christoph Schmidt und der Virologe Hendrik Streeck. Rhetorisch fragen sie am Ende des Artikels: "Wenn Politik und Medien wissenschaftliche Arbeit derart missachten, wie sollen dann die Bürgerinnen und Bürger Vertrauen in die Wissenschaft haben?"
Weiter heißt es in dem Gastbeitrag, Corona habe die öffentliche Debattenkultur emotional aufgeladen und stellenweise von wissenschaftlicher Evidenz entkoppelt. Gegenwind sei "vorprogrammiert" gewesen. Dennoch habe sich das Gremium der Verantwortung gestellt. Aber: "Eine detaillierte Bewertung von einzelnen Maßnahmen der Corona-Pandemie ist schlichtweg nicht möglich", schreiben Allmendinger, Schmidt und Streeck. Man lebe nicht "in einer Welt der perfekten Wissenschaft mit perfekten Daten und Studiendesigns". "Wir können nicht wissen, was passiert wäre, hätte es die Lockdowns nicht gegeben."
Die Autoren räumen ein, bei der Zusammensetzung der Kommission hätten "mehr Mitglieder aus der Epidemiologie und der Public-Health-Forschung" gutgetan. An sich sei das Gremium jedoch paritätisch vom Bundestag und auf Vorschlag der Leopoldina besetzt worden. Rufe nach der Einbindung wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Professoren, die jedoch ehrenamtlich tätig gewesen seien, seien "aus der Zeit gefallen und schlicht unethisch". Aufgekommene Kritik an der wissenschaftlichen Qualität des Gutachtens bezeichnen Allmendinger, Schmidt und Streeck als "das schärfste Schwert, das gezogen werden kann". Die Vorwürfe, es handele sich um ein "Gefälligkeitsgutachten", das methodische Fehler aufweise und lediglich "banale" Schlussfolgerungen ziehe, wiesen die Wissenschaftler zurück.