Booty-Cams und Affen – The Offspring zeigen die Paradoxie des Punk im Zeitalter der Nostalgie
Die Welt
Ein Affe im Publikum, eine Booty-Cam und die alte Frage: Ist das noch Punk? The Offspring erleben ihren dritten Frühling. In Hamburg spielen sie kein Konzert, sie feiern eine Party. Die ist ziemlich wild – und wirft Fragen über die Gegenwart auf.
Ein Affe im Publikum, eine Booty-Cam und die alte Frage: Ist das noch Punk? The Offspring erleben ihren dritten Frühling. In Hamburg spielen sie kein Konzert, sie feiern eine Party. Die ist ziemlich wild – und wirft Fragen über die Gegenwart auf. Bevor an diesem Abend die große Power-Punkpop-Party steigt, die einem noch einmal die Paradoxie der Musikindustrie im Zeitalter der Nostalgie vor Augen führen wird, läuft ein großer Affe, begleitet von einem Kamerateam durch die Barclays Arena in Hamburg. Da die einstmals populäre Kiss-Cam diesen Sommer, Coldplay sei Dank, in Verruf geraten ist, hat man sich hier entschieden, lieber ihren shady little brother mitzubringen, die Booty-Cam. Der Mann im Gorilla-Kostüm animiert die Menschen in der Arena nun also, ihren Hintern in die Kamera zu halten. „Nice!“ oder „Show us what u got!“, kommentiert eine Stimme über Lautsprecher die Bilder. Das könnte man als Warm-up-Show einer Band verstehen, die neben einem sozialkritischen Fokus auch immer schon ihrer Infantilität einen gewissen Raum zugestanden hat. Oder man stellt einfach fest, dass das hier alles mit Punk nicht mehr so viel zu tun hat, wie es eigentlich mit Punk zu tun haben sollte. Ein Offspring-Konzert im Jahr 2025 ist ein großes Jahrmarkt-Erlebnis, es gibt Konfetti-Kanonen, Funken-Fontänen und fliegende Girlanden. Außerdem: riesige Bälle, die ins Publikum geworfen und überdimensionale Skelette, die aufgeblasen werden. Ja, es gibt viele Ist-das-hier-noch-Punk?-Momente, aber nein: They don’t give a fuck. Denn das ist nur die äußere Hülle, die da geboten wird. Als die Band um 20.55 Uhr die Bühne betritt, räumen The Offspring musikalisch glücklicherweise alle Zweifel ab und bleiben bei dem, was sie am besten können, nämlich Punkrock kalifornischer Spielart, an der es keine Zweifel gibt.
