Ausstellung in Düsseldorf von Lynette Yiadom-Boakye: „Ich male keine Opfer“
Frankfurter Rundschau
Die elegischen Gemälde der Londoner Künstlerin Lynette Yiadom-Boakye, die jetzt in Düsseldorf zu sehen sind, zeigen uns die Essenz des Menschseins. Zugleich handelt es sich um hervorragende Studien zu Monochromie.
Das Erste, was einem auffällt an den Bildern von Lynette Yiadom-Boakye, ist die Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die nicht finster und beängstigend ist, sondern eine wohlige Wärme ausstrahlt. Die geheimnisvoll wirkt, auf eine angenehme, intime Weise. Die meisten ihrer Gemälde, die jetzt die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW-K20 unter dem etwas merkwürdig klingenden Titel „Fliegen im Verbund mit der Nacht“ zeigt, sind riesig. Die Menschen darauf sind kraftvolle Gegenüber. Sie sind schön. Sie haben eine dunkle Hautfarbe wie die Malerin selbst. Sie wirken tiefgründig, nachdenklich und zutiefst menschlich.
Man hat das Gefühl, Yiadom-Boakye habe sehr viel Zeit mit ihren Modellen verbracht, sie kenne sie in- und auswendig, habe nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Charaktere genau studiert. Vermutlich, denkt man, handelt es sich um Freunde der Künstlerin, auf deren Identität die oft poetischen Titel keine Rückschlüsse zulassen.
Es ist dann erst einmal enttäuschend, wenn man erfährt, dass es die Menschen, die hier zu sehen sind, gar nicht gibt. Fast fühlt man sich betrogen, weil man sich den vermeintlich Porträtierten auf eine schwer erklärbare Weise nahe gefühlt hat. Das ist einerseits Blödsinn. Allein schon deshalb, weil die überwiegende Zahl der Menschen, die sich diese Ausstellung anschauen, eine helle Hautfarbe haben und vermutlich – so bitter das klingt – einen eher exotisch gefärbten Blick auf die Schwarzen haben, die hier so entspannt und selbstsicher dargestellt sind.