
„Erdogan“: Geschichte eines autoritären Machthabers als Graphic Novel
Frankfurter Rundschau
„Erdogan“ – eine Graphic Novel über den türkischen Präsidenten von Can Dündar und Mohamed Anwar.
Wie bekämpfe ich meinen Feind so erfolgreich wie möglich? Indem ich ihn an einer empfindlichen Stelle treffe. Dieser Gedanke stand am Anfang – am Ende steht eine Graphic Novel: „Erdogan“. Mit harten Schwarz-Weiß-Illustrationen schildert der Band den Aufstieg des türkischen Staatspräsidenten bis auf den Gipfel der Macht.
Recep Tayyip Erdogan hasst Karikaturen. Im Allgemeinen. Und im Besonderen hasst er, selbst karikiert zu werden. Als ein Zeichner den Präsidenten als Katze porträtierte, ließ der ihn vor Gericht zerren. Ist es da nicht überaus passend, dachte Can Dündar, über den Karikaturverächter Erdogan in genau dieser Kunstform zu erzählen? Und ließe sich so nicht auch ein Publikum interessieren, das für die gängige Machart von Biografien nichts übrig hat? Drei Jahre und viel Arbeit später kann die Graphic Novel im gemeinnützigen Verlag Özgürüz Press erscheinen. Dieser Tage ist sie in einer deutschen und einer türkischen Ausgabe in den Buchhandel gekommen – nur in Deutschland versteht sich. Angesichts der politischen Verhältnisse in der Türkei würde dort niemand wagen, „Erdogan“ zu veröffentlichen.
Can Dündar, Journalist und Filmemacher, ist eines von vielen politischen Opfern des türkischen Autokraten. Als Chefredakteur der regimekritischen Zcumeitung „Cumhuriyet“ wurde er wegen Enthüllungen über den türkischen Geheimdienst zu 27 Jahren Haft verurteilt. Und als wäre das nicht genug, entging er während des Revisionsverfahrens nur knapp einem Mordanschlag. Erdogans Verfolgungswahn trieb Dündar ins Exil nach Deutschland. Ist es da zu dick aufgetragen, von einer Erzfeindschaft zwischen den beiden Männern zu reden?













