
"Wir müssen uns auf einen langen Konflikt mit Russland einstellen"
n-tv
Viel zu langsam und zögerlich unterstützt die EU in den Augen vieler die Ukraine in dem seit zwei Jahren andauernden Krieg. Dass Russland künftig auch für uns eine Gefahr werden könne, sei in Deutschland noch immer nicht richtig angekommen, sagt NATO-Expertin Stefanie Babst im Interview mit ntv.de. Die defensive Haltung gegenüber Moskau biete "Putin eine Steilvorlage". Ziel müsse sein, "das mörderische Regime in Russland in seinen Handlungsmöglichkeiten zu reduzieren, mit allem, was wir haben".
ntv.de.: Frau Babst, als der Angriffskrieg gegen die Ukraine vor zwei Jahren losging, hatten Sie nur wenige Tage zuvor in Ihrer Funktion als Gutachterin im Bundestag eindringlich vor einem Krieg in Europa gewarnt. Was wussten Sie zu diesem Zeitpunkt, was andere nicht wussten?
Stefanie Babst: Ich hatte zwar keinen direkten Zugang mehr zu geheimdienstlichen NATO-Quellen, aber ich war sowohl in Gesprächen mit meinen ehemaligen Kollegen in Brüssel als auch mit diversen Vertretern aus NATO-Hauptstädten und ehemaligen Kollegen in Moskau. Außerdem gab und gibt es viele detaillierte öffentliche Quellen. Deshalb konnte ich mir seit dem Spätherbst ein relativ gutes Lagebild machen. Die Amerikaner hatten einen Teil ihrer Warnungen auch öffentlich gemacht, und somit war bereits im Oktober und November sehr deutlich: Hier braut sich etwas zusammen. Ich habe das Putinsche System über zwanzig Jahre eng verfolgt und kann es gut einschätzen. Um eins und eins zusammenzuzählen, brauchte es nicht allzu viel Fantasie.
Der Überfall hat Sie nicht überrascht?
