Wie sich die Hamburger FDP selbst zerlegt
Die Welt
Nachdem die Zeichen zuletzt auf Deeskalation gestanden hatten, fahren vier Junge Liberale in Hamburg in einem Streit mit der Landespartei schwere juristische Geschütze auf. Doch auch die JuLi-Vorsitzende muss sich bald beweisen.
Ausbildung an Handwaffen, Orientierungsmarsch, Versorgen von Verletzten, Leben im Felde. Bei der Panzertruppe am Standort Munster hat Hamburgs frühere FDP-Spitzenfrau Katja Suding gerade eine Veranstaltung der Bundeswehr für zivile Führungskräfte absolviert. Antreten morgens um 6 Uhr, selten sei sie vor 22 Uhr zurück auf der Stube gewesen, schreibt die 46-Jährige in einem Facebook-Post, garniert mit Porträts in Uniform. Eine „außergewöhnliche Woche“ liege hinter ihr – eine Beschreibung, die allerdings auch auf ihren Nachfolger im Amt, FDP-Landeschef Michael Kruse, zutreffen dürfte, wenngleich sich dieser in einem anderen Manöver befindet. Nach Sudings Polit-Rückzug arbeiten die Elbliberalen jedenfalls daran, sich zu zerlegen.
Dabei schien eine Eskalation in dem Streit zwischen Kruse und einer vierköpfigen Gruppe von Jungen Liberalen (JuLis) abgewendet. Nach den Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen wollten beide Seiten zu einem Friedensgipfel zusammenkommen. Stattdessen flatterte kurz nach Schließung der Wahllokale ein 183-seitiger Antrag in das E-Mail-Postfach der FDP Hamburg. Datiert auf den 15. Mai, adressiert an das Landesschiedsgericht der Partei, verschickt von Gerhart Baum und seiner Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei.