
Wie absurd Saudi-Arabien über die Boxwelt herrscht
n-tv
Die erste Pressekonferenz vor dem Schwergewichts-Kampf zwischen Anthony Joshua und Francis Ngannou gerät zu einer Machtdemonstration Saudi-Arabiens. Die absolutistische Monarchie ist auf dem Weg, den Boxsport zu beherrschen. Ein Mann spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Wer zahlt, schafft an. Im Preiskampf eine Binsenweisheit. Eine, die Saudi-Arabien im Schwergewichts-Boxen zurzeit eindrucks- und machtvoll zur Schau stellt. Bei der ersten Pressekonferenz in London vor dem groß inszenierten Kampf zwischen Anthony Joshua und Francis Ngannou am 8. März in Riad tat dies ein Mann, den im Box-Business mittlerweile alle ehrfürchtig nur noch "Seine Exzellenz" nennen: Turki Al-Sheikh. Der 42-Jährige ist im Reich der Al-Sauds der Unterhaltungs-Minister von Kronprinz Mohammed bin Salman - zuständig für den Bereich "Brot und Zirkusspiele".
Dank ihres prall gefüllten Staatsfonds stellen die Saudis seit Beginn ihrer "Riyadh Season" Box-Events auf die Beine, wie sie es im Schwergewicht lange nicht mehr gegeben hat. "Sportswashing" nennen Kritiker dieses politische Geschäftsmodell, aus dem De-Facto-König bin Salman auch gar keinen Hehl macht. Weltbürger und Politiker sollen staunend, mit Bewunderung auf sein Land blicken. Die Hochglanz-Events dienen "MBS" dazu, von den Verbrechen Saudi-Arabiens im Jemen-Krieg oder den Menschenrechtsverletzungen im eigenen Staat abzulenken.
Kaum ein Sport eignet sich dazu besser als das Preisboxen. Während die ersten, teuer eingekauften Fußballer ob der mauen Stimmung in der Saudi Pro League schon wieder Abwanderungsgedanken hegen, müssen die Faustkämpfer nur "zum Arbeiten" kommen. Ein- bis zweimal im Jahr. Angesichts der saudischen Verlockungen schütteln plötzlich sogar die "verfeindeten" britischen Promoter-Größen Frank Warren und Eddie Hearn gut gelaunt einander die Hände und arbeiten im Auftrag "Seiner Exzellenz" artig zusammen. Der (Petro-)Dollar schafft es, auch die größten Rivalen an einen Tisch zu bringen.
