Wenn ein Journalist beklagt, dass die Opfer des 7. Oktober als „wehrlose Juden“ gezeigt werden
Die Welt
Die Hamas hat mit ihrem genozidalen Massaker am 7. Oktober 2023 bewusst an den Holocaust erinnert. Im Literaturmagazin „Berlin Review“ macht ein Journalist nun implizit Israels Politik für die Gräueltaten verantwortlich. Der Text steht für ein zynisches Prinzip.
Die Hamas hat mit ihrem genozidalen Massaker am 7. Oktober 2023 bewusst an den Holocaust erinnert. Im Literaturmagazin „Berlin Review“ macht ein Journalist nun implizit Israels Politik für die Gräueltaten verantwortlich. Der Text steht für ein zynisches Prinzip. Der Hamas-Anführer Yahya Sinwar, Planer der genozidalen Vernichtungsaktion vom 7. Oktober 2023, kannte die israelische Gesellschaft gut. In israelischen Gefängnissen hatte er 24 Jahre lang Zeit, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen. Im Knast lernte er Hebräisch, las die Tora, Bücher über israelische Ministerpräsidenten und die Grundlagen jüdischen Lebens. In einem Studium, das er im Gefängnis absolvierte, belegte er Kurse, in denen der Aufstieg der Nationalsozialisten, die Durchführung des Holocausts und die Geschichte des Zionismus behandelt wurden. Als Sinwar im Jahr 2011 gemeinsam mit 1026 anderen palästinensischen Gefangenen im Austausch gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit freigelassen wurde, erklärte er, er habe im Gefängnis den Feind studiert. Der Terrorist wusste genau, welche Bedeutung die Schoa für die israelische Gesellschaft hat. Vieles spricht dafür, dass die Hamas am 7. Oktober mittels Bildsprache, Sadismus und Entmenschlichung bewusst Erinnerungen an die Judenvernichtung durch die Deutschen hervorrufen wollte. Ziel war nicht nur die Ermordung möglichst vieler Juden, sondern auch die Erinnerung an die historische Verletzlichkeit, die Instrumentalisierung und Wiederholung von Traumata. Der 7. Oktober sollte „der israelischen Öffentlichkeit und Jüdinnen und Juden in der Diaspora ganz explizit und unmittelbar vermitteln, dass ein neuer Holocaust jederzeit stattfinden kann“, schreibt der Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht-Hartmann in seinem soeben im Neofelis-Verlag erschienenen Essay „Gewalt als Bild“.









