Weil sie "jung und gesund" aussieht: Ärzte halten Krebs einer 25-Jährigen für Hämorrhoiden
RTL
Kasey Altman aus Kalifornien musste drei verschiedene Ärzte aufsuchen, bis sie ernst genommen wird und ihre Krebserkrankung entdeckt wird.
Unschön – aber nun mal normal: Viele Menschen haben Hämorrhoiden, Gefäßpolster am After, die vor allem dann gefährlich werden, wenn sie vergrößert sind. Auch Kasey Altman aus Kalifornien (USA) geht davon aus, dass sie welche hat, nachdem ein Arzt ihr Tabletten dafür verschreibt. Doch irgendetwas stimmt nicht. Zwei weitere Ärzte muss die 25-Jährige schließlich aufsuchen, bis sie ihre endgültige Diagnose erhält: Sie leidet an einem seltenen Weichteilkrebs.
Im Oktober 2020 bekommt Kasey Altman aus San Diego ihre Krebsdiagnose, zuvor haben Ärzte sie kaum ernst genommen, wie sie gegenüber der "Sun" erzählt. Bis zu ihrer Diagnose macht die 25-Jährige eine regelrechte Odyssee durch: "Auf einmal tauchten diese Art Tumore an meinem Körper auf, in der Nähe meines Anus' und niemand wollte mir zuhören, weil ich ja schließlich 'jung und gesund' war. Der erste Arzt, den ich aufsuchte, untersuchte mich überhaupt nicht, er weigerte sich einfach, sich die Sache genauer anzusehen." Das Schlimme: Zu diesem Zeitpunkt geht Altman schon davon aus, dass es sich bei der Wucherung an ihrem After um einen Tumor handeln könnte. "Der Arzt entließ mich aber innerhalb von zwei Minuten und schickte mich mit einem Zäpfchen, das bei Hämorrhoiden helfen sollte, wieder weg."
Auch der zweite Arzt, ein Gynäkologe, scheint der Amerikanerin nicht helfen zu können. "Der dritte Arzt, den ich aufsuchte, war ebenfalls ein Gynäkologe, der sich das Ganze ansah und es für sehr merkwürdig hielt", erzählt sie gegenüber der britischen Zeitung. "Aber er versicherte mir auch, dass ich sicher gesund und jung sei und dass es nichts Ernstes sein könne."
Lese-Tipp: Fatale Fehldiagnose: Graces (2) vermeintliche Verstopfung entpuppt sich als Leberkrebs
Kasey, die für Google arbeitet, lässt nicht locker: "Ich war völlig gesund, habe täglich Sport getrieben und mich gut ernährt. Ich achte auf mich und auf meine Gesundheit." Obwohl sie merkt, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt, wird sie kaum ernst genommen. Aber: Der dritte Arzt ordnet ein CT an, um ihren Körper genauer zu untersuchen. Endlich bekommt Altman Klarheit: Sie erhält die erschütternde Nachricht, dass sie ein Rhabdomyosarkom hat. Dabei handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der vom Muskelgewebe ausgeht. In der Regel tritt er im Kindesalter auf und kann überall im Körper vorkommen. Am häufigsten sind Kopf, Hals, Arme, Beine sowie Harn- und Geschlechtsorgane betroffen.
Zehn Monate lang, bis September 2021, unterzieht sie sich einer anstrengenden Chemotherapie. Doch es bleibt ihr kaum Zeit zum Aufatmen: Nur wenige Wochen später kehrt das Weichteilsarkom zurück, unter anderem in einem Lymphknoten in ihrer Brust. Jetzt muss sie erneut eine kräftezehrende Chemotherapie durchmachen. "Ich glaube, die bitterste Pille, die man schlucken muss, ist, dass man in seinen Zwanzigern nur noch für die nächsten zehn oder eventuell 20 Jahre plant. Wenn man erfährt, dass man wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit hat, muss man umdenken."
Lese-Tipp: Lukas wollte die Welt bereisen - jetzt kämpft er um sein Leben
Auch wenn der Krebs zurück ist, will Kasey Altman sich noch nicht geschlagen geben und hofft auf die Medizin, denn: Wenn ihr derzeitiges Chemomedikament anschlägt, kann sie eventuell bald an einer klinischen Studie teilnehmen: "Ich bin jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich für mich selbst eintrete und eine aktive Rolle in meiner Behandlung einnehme. Wir gehen allen Möglichkeiten nach, die es gibt." Ihre Geschichte zeigt in jedem Fall: Nicht locker lassen, wenn man die Vermutung hegt, dass etwas nicht stimmt. (vdü)