US-Ökonom Adam Tooze: „Wir leben in einer provisorischen Welt“
Frankfurter Rundschau
Der US-Ökonom und Buchautor Adam Tooze über die Volkswirtschaftslehre in einer Phase der Undurchsichtigkeit und die gefährliche Realitätsferne der FDP .
Professor Tooze, Sie greifen in Ihrem neuen Buch „Welt im Lockdown“ einen Gedanken des Chefvolkswirts der „Financial Times“ auf: Es wurde so auf die Krise reagiert, weil man es sich leisten konnte. Die Pandemie sei ein Spiegel der wirtschaftlichen Realität. Wie sieht diese dann aus?
Die reichen Staaten konnten es sich leisten. Die ärmeren Länder an sich jedoch nicht. Was wir jedoch gesehen haben, war, dass so etwas wie ein Recht besteht, wenn nicht auf Gesundheit, dann doch auf eine Form von Sicherheit, auf Schutz gegen ansteckende Krankheiten. Umgekehrt haben praktisch alle Staaten den Anspruch, einen Schutz gegen solche Krankheiten wie das Coronavirus zu bieten. Klassischerweise bieten Staaten ihren Bürgern und Bürgerinnen Sicherheit, ein Gedanke, der auf den Staatstheoretiker und Philosophen Thomas Hobbes zurückgeht. Im März 2020 mussten alle etwas tun.
Die Aktienmärkte erlebten am 9. März 2020 einen Zusammenbruch. Wie schwer war der Crash, wenn Sie an Ihr erstes Buch „Crashed“ denken? Hätte es schlimmer kommen können als die Finanzkrise von 2008?