Steinmeier unterstützt Reformprozess in katholischer Kirche
ProSieben
Zum Auftakt des Katholikentags haben die Reformkräfte in der Kirche prominente Unterstützung bekommen. Dass etwas geschehen muss, zeigt wohl auch die geringe Teilnahme-Resonanz.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich zum Auftakt des Katholikentags in Stuttgart für Kirchenreformen ausgesprochen. Sexueller Missbrauch, Vertuschung und schleppende Aufklärung hätten viel Vertrauen beschädigt und zerstört, sagte Steinmeier am Mittwochabend zum Auftakt des Kirchenfestes. "Umso mehr möchte ich jene ermutigen, die sich tatkräftig für die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland einsetzen. Ich darf Ihnen sagen, dass nicht nur ich, sondern viele Menschen mit Neugier, mit Erwartung auf die Arbeit des Synodalen Wegs schauen."
Der Synodale Weg ist ein seit 2019 laufender Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland. Dabei geht es um vier Themenbereiche: die katholische Sexualmoral, den Umgang mit Macht, die Stellung der Frau und die priesterliche Pflicht zur Ehelosigkeit (Zölibat). Steinmeier sagte, von den Ergebnissen des Synodalen Wegs werde wesentlich mit abhängen, welche Rolle die Kirche künftig in der Gesellschaft spielen werde.
Der Bundespräsident verteidigte die Kirche gegen den Vorwurf, in der Corona-Pandemie zu zurückhaltend aufgetreten zu sein. Diese Kritik sei meist von denen gekommen, die mit der Kirche sowieso nicht viel am Hut hätten "und die nicht sehen können oder wollen, wie viel Gutes und Tröstendes im Stillen tatsächlich geschehen ist".
Überschattet wurde die Eröffnung des Katholikentags von Vorwürfen gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. "Ich bin perplex und überrascht", sagte der Bischof des gastgebenden Bistums Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, dazu. "Ich kenne den Umfang jetzt nicht genau, aber ich würde in meiner Diözese so etwas niemals tun."
Durch die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" war am Dienstag bekanntgeworden, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung befördert hatte. Der Priester soll demnach im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung verbal und körperlich sexuell belästigt haben, später auch eine angehende Gemeindereferentin. Ein Bistumssprecher sagte dazu, Bätzing habe eine Ermahnung gegen den Priester ausgesprochen. Weil der Priester Reue gezeigt und sich entschuldigt habe, habe Bätzing ihn aber doch zum Bezirksdekan ernannt.