Silvia Ferrara „Die große Erfindung“: Wie grüne Keimlinge im Asphalt
Frankfurter Rundschau
Eine eher staatsferne Angelegenheit: Silvia Ferrara geht in ihrem höchst anregenden Buch „Die große Erfindung“ den Geheimnissen der Schrift nach
Silvia Ferrara erforscht an der Uni Bologna antike Schriftsysteme. Welche genau und wie das vonstatten geht, erklärt ihr Buch „Die große Erfindung: Eine Geschichte der Welt in neun geheimnisvollen Schriften“, für das eine Zeitung sie zum Indiana Jones der Schrift erklärte. Sinn für Abenteuer zeigt sie beim Nachzeichnen der verschlungenen Entzifferung von Schriften allemal. Dabei erlernt man ganz nebenbei das Abwerfen von Vorurteilen, die beispielsweise Champollion seine Arbeit an den Hieroglyphen erschwerten, bis er dahinter die Laut- und Silbenschrift aus rebusartigen Bildzeichen erkannte. Ende des 20. Jahrhunderts wiederholte sich das Kunststück an der Maya-Schrift. Glaubte bis 1980 alle Welt, die Schrift an sich sei nur einmal entstanden (Monogenese) und habe sich dann verbreitet, so entstanden die Keilschrift Mesopotamiens und Ägyptens Hieroglyphen (vor 5000 Jahren), die chinesische (3200 Jahre) und die Maya-Schrift (unter 2000 Jahre) jeweils neu aus dem Nichts. Für Ferrara („Es geht auch ohne Schrift“) liegt die Zukunft der Zeichen übrigens in den Bildern.More Related News