Riederwaldtunnel: „Die Parole ist 40 Jahre alt“
Frankfurter Rundschau
120 Menschen kommen am Sonntag zum Spaziergang in den Fechenheimer Wald, um gegen den Bau des Riederwaldtunnel zu protestieren. Waldbesetzerinnen und -besetzer wollen den gesamten Winter über in den Baumhäusern bleiben, die sie gebaut haben.
Wer ist das erste Mal bei der Waldbegehung dabei“, fragt Sonja die versammelte Menge. Fast die Hälfte der Anwesenden heben ihre Hände in die Höhe. Rund 120 Menschen sind am Sonntagmittag auf Einladung von People for Future Frankfurt, Greenpeace Frankfurt und weiteren Initiativen zum Spaziergang in den Fechenheimer Wald gekommen. Sie haben sich an der Mahnwache in der Nähe der U-Bahn-Station Kruppstraße gesammelt, um sich über die Situation im Fechenheimer Wald zu informieren und gegen dessen Rodung zu protestieren. „Wenn ein Wald in der besonderen Vielfalt für eine veraltete Verkehrspolitik abgeholzt werden soll, möchten wir den Menschen aufzeigen, was es bedeutet, wenn dieser Wald gehen muss“, erklärt Sonja.
Für den Lückenschluss der A66 zur A661 im Frankfurter Osten soll eine Fläche von 2,7 Hektar im Wald sowie Bäume im Teufelsbruch verschwinden. Wegen fehlender Genehmigungen wurde die Rodung durch die Autobahn GmbH des Bundes auf die Wintersaison 2022/2023 verschoben. Die Autobahn soll von 2023 bis 2031 gebaut werden.
Geleitet wird der Spaziergang am Sonntag von Forstwirt Volker Ziesling, dem Sprecher der Initiative „Waldwende Jetzt!“. „Der Wald zeigt Wunden wegen des absinkenden Grundwasserspiegels“, teilt Ziesling den Interessierten mit. Es handele sich um eine sehr seltene Waldgesellschaft, die ökologisch höchst wertvoll sei. Der Wald könne die Umgebungstemperatur, um bis zu acht Grad absenken. Er empfahl der Bürgerinitiative noch einmal einen Blick in das Inventar der geschützten Tierarten und das Baumkataster des Waldes zu werfen, um eventuell auch über diesen Hebel eine Rodung zu verhindern. „Wir kämpfen um jeden Quadratmeter Wald und legen uns überall quer“, betont Ziesling. Es gehe bei der Bekämpfung der Klimakrise nicht nur um den Erhalt der Natur, sondern auch um das Leben der Menschen. Wenn in den kommenden 80 Jahren für das Rhein-Main-Gebiet ein Temperaturanstieg von 4,5 Grad und im Worst-Case sogar acht Grad erwartet wird, müsse man jetzt handeln.