
Peter Gabriel in der Festhalle: Zu jedem vollen Mond
Frankfurter Rundschau
Peter Gabriel mit den großen Hits, aber auch noch unbekannten Songs in der Frankfurter Festhalle.
Ein bisschen versponnen ist er schon, der Peter. Das sei gar nicht er auf der Bühne der Festhalle, sondern ein Avatar, sagt er. Der echte Peter Gabriel – jünger, leichter und mit Haaren „wie ein griechischer Gott“ – liege in der Karibik am Pool.
Das Konzert beginnt etwas zäh. Nicht nur trägt Gabriel diese und etliche weitere Sätze in mühsam abgelesenem Deutsch vor, bevor der erste Ton erklingt. Es kommt auch noch zu einem „technical fuckup“, ein Keyboard versagt. Und als es endlich losgeht, eröffnet Gabriel zwar mit „Here Comes the Flood“, einem Klassiker von seinem ersten Soloalbum von 1977 – aber er singt es auf Deutsch. Das tut Gabriel schon seit Jahren immer mal, aber das Original ist doch vertrauter.
Anfangs ist es duster auf der Bühne, nur ein übergroßer Mond nimmt langsam zu und wieder ab über den insgesamt acht Musikerinnen und Musikern, die um ein künstliches Lagerfeuer sitzen. Gabriel hat gleich elf neue Songs auf der Setlist – von einem Album, das noch gar nicht erschienen ist.
Zu jedem Vollmond veröffentlicht er seit Januar 2023 per Streaming einen der Songs von „i/o“, das dann wohl im Dezember komplett erscheinen wird. Für „Input/Output“ steht das Kürzel, und zumindest live sind viele Titel erstaunlich progrockig, fast wie einst mit Genesis, andere eher elektrofrickelig grundiert. Man darf sich also auf „i/o“ freuen, aber für die Publikumsbeteiligung ist es naturgemäß auch bei voller Halle und hoch motivierten Fans nicht einfach, wenn diese etwa die Hälfte der Songs noch gar nicht kennen können und folglich weder mitsingen noch in Nostalgie schwelgen.
Aber Gabriel hat eine erstklassige Band dabei, darunter Drummer Manu Katché, seinen langjährigen Weggefährten David Rhodes an der Gitarre und King-Crimson-Bassist Tony Levin. Mandolinen, Flöten, Hörner und Trompeten kommen zum Einsatz und das Cello von Ayanna Witter-Johnson. Sie steuert auch Vocals bei, unter anderem den Part in „Don’t Give Up“, den einst Kate Bush sang.
