Personal aus dem Gastgewerbe in den Handel abgewandert
Frankfurter Rundschau
Die unsicheren Zeiten der Corona-Pandemie haben Bewegung in den Arbeitsmarkt gebracht. Eine Branche hat überdurchschnittlich viele Beschäftigte verloren, eine andere profitierte davon besonders.
Nürnberg/Köln - Es geht um Arbeitsbedingungen und Sicherheit, um Anerkennung - und letztlich auch ums Geld. Während der Corona-Pandemie waren viele Menschen zum Wechsel des Arbeitsplatzes gezwungen - oder haben sich auch freiwillig einen neuen Job gesucht.
Verlierer ist einer neuen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zufolge eindeutig das Gastgewerbe. Hotels und Gaststätten verloren allein im Jahr 2020 rund 216.000 Beschäftigte, wie die Autorinnen der Studie unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit schreiben.
Der Einzelhandel habe sich als Auffangbecken für in der Corona-Pandemie abgewanderte Beschäftigte vor allem aus dem Gastgewerbe erwiesen. Fast 35.000 der aus der Gastronomie abgewanderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten im Verkauf einen neuen Job gefunden, etwa als Kassiererinnen. Was zunächst in vielen Fällen als vorübergehende Lösung gedacht gewesen sein möge, habe sich in vielen Fällen als Dauervariante etabliert - womöglich unter anderem wegen familienfreundlicherer Arbeitszeiten.
Die Discounter Aldi und Lidl befeuerten den Trend mit lukrativen Angeboten zusätzlich. Sie schreiben seit Monaten Angebote mit Einstiegslöhnen von mindestens 14 Euro aus - deutlich über dem Mindestlohn von künftig 12 Euro und garniert mit der Aussicht auf Aufstiegschancen zumindest für Jüngere.
Rund 27.000 Menschen seien von der Gastronomie in das Verkehrs- und Logistikgewerbe gewechselt, etwa als Fahrer für Paketdienste, heißt es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Etwa gleich viele hätten im Bereich Unternehmensführung angeheuert, zum Beispiel als Sekretärinnen. Der Studie zufolge sind es aber nicht nur Minijobber, die die Gastronomie verließen. Unter den Abgängen waren von Juni 2020 bis Juni 2021 auch knapp 60.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, heißt es in der Studie weiter - ein Rückgang um 10,3 Prozent.