Kulturelle Vielfalt beim Preis der Leipziger Buchmesse
Frankfurter Rundschau
Trotz der erneuten Messe-Absage wird der Preis der Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr vergeben. Eine ganze Reihe von Verlagen plant derweil auf eigene Faust ein „Buchmesse Pop Up“.
Leipzig - Die Leipziger Buchmesse ist zum dritten Mal nacheinander abgesagt, aber ihr Buchpreis soll auch in diesem Jahr Aufmerksamkeit auf die Literatur lenken. Jetzt hat die Jury die 15 Nominierten in drei Kategorien bekannt gegeben und dabei für einige Überraschungen gesorgt.
Die Werke auf der Shortlist überwinden Ländergrenzen. Unterdessen haben rund 50 Verlage entschieden, dass sie auf das Bücherfest im März in Leipzig nicht verzichten wollen. Sie planen auf eigene Faust ein „Buchmesse Pop Up“ mit umfangreichem Lesungsprogramm.
Buchmesse-Direktor Oliver Zille sagte, der Preis der Leipziger Buchmesse habe durch die drei Messe-Absagen seit Beginn der Corona-Pandemie nicht gelitten - eher im Gegenteil: Er sei wichtiger denn je. „Denn die fehlende Bühne bringt auch fehlende Aufmerksamkeit für Literatur mit sich. Durch den Preis aber gelingt es, auf ausgewählte Bücher dieses Schlaglicht zu werfen.“
In der Belletristik-Sparte hat sich die Jury unter der neuen Vorsitzenden Insa Wilke in diesem Jahr für kulturelle Vielfalt entschieden. Mit Katerina Poladjan („Zukunftsmusik“), Emine Sevgi Özdamar („Ein von Schatten begrenzter Raum“) und Tomer Gardi („Eine runde Sache“) stehen drei Autorinnen und Autoren auf der Shortlist, die nicht in Deutschland geboren wurden. Sie nehmen die Leser mit in die Sowjetunion, die Türkei und bis nach Asien. Zudem nominierte die Jury Dietmar Dath („Gentzen oder: Betrunken aufräumen. Kalkülroman“) und Heike Geißler („Die Woche“).
Literaturkritiker Rainer Moritz nennt die Liste „eigenwillig“ und „sehr intellektuell angehaucht“. Der Trend zur Vielfalt sei schon eine Weile in der deutschen Literatur zu beobachten. Auch Moritz geht davon aus, dass der Preis nicht an Relevanz verloren hat - auch wenn die große Bühne erneut fehlt. „Man braucht den Rummel, die Spannung. Das ist die große Chance der Messe“, sagte er. Immerhin soll der Preis in diesem Jahr live an die Autorinnen und Autoren vergeben werden, am 17. März am angestammten Ort in der Glashalle der Leipziger Messe.