"Ich habe ein Häufchen Elend vorgefunden, in einem Wust aus Taschentüchern"
Süddeutsche Zeitung
Viele junge Menschen haben in der Pandemie psychische Probleme entwickelt. Aber was belastet sie eigentlich so? Die Angst vor dem Virus? Das veränderte Leben? Oder die Sorgen der Eltern? Was die Copsy-Studie über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sagt.
Das erste Alarmsignal war die Kugellampe. Sie brannte meist noch im Kinderzimmer, wenn die Eltern um Mitternacht ins Bett wollten. Kerzengerade saß die 14-jährige Mia dann, mit Kissen im Rücken, in ihrem Bett. Einschlafen? Konnte sie nicht. Und wenn sie nachts wach wurde, fand sie wieder nicht in den Schlaf. Dabei musste sie doch früh raus, nach Wochen des Homeschoolings war im Mai 2020 endlich wieder Schule. Was los war, wollte Mia (Name geändert) nicht sagen. "Ich kam in dieser Zeit überhaupt nicht mehr an sie ran. Da war so eine Distanz auf einmal", erzählt die Mutter, eine Kinderärztin in einem Ort in Oberbayern. Immer häufiger hatte ihre Tochter ganz verquollene Augen vom Weinen. Und dann kam im Oktober der Zusammenbruch: Mia konnte nicht mehr, sie hatte eine leichte Depression entwickelt. "Ich habe ein Häufchen Elend vorgefunden, in einem Wust aus Taschentüchern und Vokabelkarten."