Hannover öffnet Bruchmeister-Amt für Frauen

Hannover (dpa/lni) - Die Stadt Hannover öffnet gemeinsam mit den örtlichen Schützenvereinen das traditionsreiche Bruchmeister-Amt für Frauen. Das hat der Verwaltungsrat am Freitag mit großer Mehrheit beschlossen, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Dem Gremium gehören acht Mitglieder an - Kommunalpolitiker und Schützen.

Die Initiative, auch Frauen zuzulassen, ging von Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Schützenpräsident Paul-Eric Stolle aus. "Das Bruchmeisteramt für alle Geschlechter zu öffnen, ist ein weiterer wichtiger Schritt auf Hannovers Weg zu einer diskriminierungsfreien Stadt", sagte Onay laut Mitteilung. "Wir wollen die Attraktivität des Schützenwesens und auch des Schützenfestes stärken, wir wollen Traditionen wahren, aber sie auch zukunftsfähig gestalten."

Der Vorstoß war auch auf Kritik von ehemaligen Bruchmeistern und der örtlichen CDU gestoßen. Jahrhunderte lang war die ehrenvolle Aufgabe Männern vorbehalten. Im Mittelalter sorgten die städtischen Bruchmeister bei Festen für Ordnung und ahndeten Verstöße. Heute werden sie für ein Jahr vom Oberbürgermeister ernannt - die Bewerber müssen "ledig, unbescholten, von gutem Leumund und Charakter" sein und einem örtlichen Schützenverein angehören. Es handelt sich um ein zeitaufwendiges Ehrenamt. Während des zehntägigen Schützenfests müssen sie Urlaub nehmen, um von mittags bis nachts in Frack und Zylinder aufzutreten.

Bewerberinnen hatten sich schon vor der Entscheidung des Verwaltungsrates gemeldet. So möchte Meike Hilbeck Bruchmeisterin werden. "Ich freue mich über jede weitere Frau, die sich dafür bewirbt", sagte die 23 Jahre alte Sportschützin. Mit Blick auf die Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt sagte Onay, die Auswahl sei ein Prozess, den die Stadt im Dialog mit dem Verband Hannoverscher Schützenvereine, dem Verein Hannoversches Schützenfest und dem Collegium ehemaliger Bruchmeister angehen werde.