Gibt "Generation NEETs" Anlass zur Sorge?
n-tv
Mehr als eine halbe Million junger Leute in Deutschland tut laut offizieller Statistik: gar nichts. Und das, obwohl überall Azubis und Arbeitskräfte fehlen. Ist das ein Grund sich aufzuregen?
Elisa hatte das Abitur in der Tasche und machte erstmal Pause. Die junge Berlinerin jobbte im Café und buchte dann mit einer Freundin ein Ticket nach Chile. Ein paar Monate später schaute sie sich mit einem Interrail-Ticket Europa an. Zwischendurch wieder Jobs. So vergingen zwei Jahre. "Man genießt, dass man nicht den Alltag und den Druck hat", sagt die junge Frau. "Dann schaut man mal so, lässt sich treiben, wenn man die Möglichkeit hat."
Damit dürfte Elisa in eine Kategorie fallen, um die es gerade Wirbel gibt: NEETs. Das ist ein Kunstwort von Statistikern für junge Leute, die nicht mehr in der Schule sind, aber auch nicht in Beschäftigung oder Ausbildung – "Not in Education, Employment or Training". Von "jungen Nichts-Tuern" sprach dieser Tage ein Online-Portal und gleich auch großflächig von einer "Generation Neets". 564.000 solcher jungen Leute zwischen 15 und 24 Jahren erfasste die europäische Statistikbehörde Eurostat 2022 für Deutschland. Und das, wo Unternehmen gleichzeitig Zehntausende Lehrstellen und Arbeitsplätze nicht besetzen können. Wie passt das zusammen?
"Das Problem bei der Konstruktion NEETs ist, dass sie eine ausgesprochen heterogene Gruppe von Personen umfasst", sagt Bildungsexperte Clemens Wieland von der Bertelsmann Stiftung. Da gibt es junge Leute, die demotiviert durchhängen. Da sind Schulabgänger ohne Abschluss, mit Sprachschwierigkeiten oder sonstigen Problemen, die den Zugang zu Ausbildung oder Arbeit erschweren.