Geliebtes Feindbild
Süddeutsche Zeitung
Polen hat derzeit kein Interesse daran, das Verhältnis zu Deutschland zu verbessern. Daran ändert auch eine neue Bundesregierung erst einmal nichts.
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Worten empfangen, nun werde ein neues Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen aufgeschlagen. Damit hat er eigentlich nur insofern recht, als man sich in Warschau wie überall sonst in Europa an die Christdemokratin Angela Merkel gewöhnt hatte. Der Antrittsbesuch des Sozialdemokraten Scholz hat gezeigt, dass sich im Verhältnis zu Polen allenfalls Nuancen ändern. Im Umgang mit wenigen Ländern ist der Spielraum so eingeschränkt wie in dem mit Polen. Er kann sich nur bewegen im engen Korridor zwischen historischer Verantwortung, europapolitischen Zwängen und rechtsstaatlicher Prinzipientreue.