Fotografie von Torben Eskerod: Schaut genau hin
Frankfurter Rundschau
„Findings“ von Torben Eskerod im Fotografie Forum Frankfurt.
Manchmal findet man etwas ganz zufällig. Einen Euro, wenn man wegen einer Straßenschwelle den Kopf senkt. Eine Vogelfeder auf der Wiese, weil sie weiß ist und nicht grün. Nach anderem muss man eigens schauen. Oder wenigstens die Aufmerksamkeit mitbringen für das Bemerkenswerte einer bestimmten Sache. Für das Dahinter von Dingen, an denen andere achtlos vorübergehen. Und wenn man es gesehen hat, kann man auch andere darauf aufmerksam machen.
Die Ausstellung „Findings“ (Fundstücke, aber auch Erkenntnisse) des dänischen Fotokünstlers Torben Eskerod war bereits einmal im Fotografie Forum Frankfurt aufgebaut – gleich nach der Eröffnung kam der erste große Lockdown. Das Grußwort der dänischen Botschafterin Susanne Hyldelund im Begleitheft bezieht sich also noch auf 2020, aber ihr Eskerod-Lob hat natürlich nichts von seiner Gültigkeit verloren.
Man kommt zur Ruhe in dieser Ausstellung, sobald man sich eine Weile in ihr aufhält. Man fühlt sich veranlasst, genau hinzusehen. Dabei braucht man bei den allermeisten Aufnahmen nur Sekunden, um zu erfassen, was da zu sehen ist.
„Heads“ zum Beispiel, eine Fotoserie kopfförmiger Holzstücke mit Gebrauchspuren, auf die Perücken gesetzt werden können, zur Aufbewahrung oder Bearbeitung. „Hidden“, eine andere Serie Eskerods, die mit weißem Stoff verhängte Gemälde in der Nationalgalerie von Dänemark zeigt – aber was heißt hier zeigt: Denn was auf den Bildern ist, in welchem Stil, welchen Farben, das kann man nicht einmal erraten. Ähnlich „Maria“, der Däne fotografierte diese Serie in einer ehemals katholischen Kirche, deren Wandbilder in der Reformation übertüncht wurden. Weiße Gewölbe, weißes Mauerwerk – man betrachtet trotzdem jede Nuance und jeden zartgrauen Schatten mit Interesse.
„Prayer“, entstanden 2003, ist eine Reihe schwarz-weißer Porträtbilder alter Frauen, die man unschwer als Ordensschwestern erkennt. Man schaut in runzelige Gesichter am Ende eines Gott gewidmeten Lebens. Eine der Frauen lächelt mit großer Wärme, auch wenn sie dabei ihre schadhaften Zähne entblößt. Eine andere wirkt verbittert. Vielleicht tut man ihr unrecht.