Eingeschlossen in Hongkong
Frankfurter Rundschau
Während der Pandemie ist das einst internationale Finanzzentrum zur Festung geworden. Immer mehr westliche Unternehmen verlassen Hongkong deshalb.
Nun hat auch die Präsidentin der amerikanischen Handelskammer in Hongkong das Handtuch geworfen. Denn Tara Joseph, die sich derzeit in den Vereinigten Staaten aufhält, steht vor einem Dilemma: Sie setzt sich seit Monaten bei der Verwaltungschefin Carrie Lam für eine Lockerung der Einreisebestimmungen ein. Doch nun muss sie selbst wie alle anderen Bürger:innen für 21 Tage in Quarantäne. „Es liegt nicht in meiner Natur, für etwas einzutreten und sich dann wie ein Handlanger in Quarantäne zu begeben“, sagte Joseph der Nachrichtenagentur Reuters.
In Hongkongs Vorstandsetagen liegen die Nerven bereits seit längerem blank. Die internationale Finanzmetropole hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine weltweit nahezu einmalige Transformation durchgemacht: Das von der Regierung als „World City“ beworbene Hongkong galt nicht nur als Tor zu Festlandchina, sondern auch als eine der internationalsten Städte auf dem gesamten Kontinent. Nun ist die einstige britische Kolonie abgeschottet wie eine Festung. Expats haben den PR-Slogan der Regierung längst abgewandelt: Die „World City“ wurde zur „Walled City“.
21 Tage lang muss jeder Einreisende in einem zentralisierten Quarantäne-Hotel verbringen. Und wer die mehrere Tausend Euro teure Prozedur durchmacht, befindet sich dann in gewisser Hinsicht erneut in Isolation wieder. Denn die einzige direkte Grenze zu Festlandchina dürfen die Menschen Hongkongs ebenfalls nur nach mehrwöchiger Quarantäne betreten.