Die Unterdrückung der Tiere muss ein Ende finden – ein Plädoyer
Frankfurter Rundschau
Bilder von leidenden Tieren stehen längst im Zentrum der Öffentlichkeit – Warum ein Nachdenken über eine Systemerneuerung geboten ist.
Ein noch neugeborenes Kalb wird mittels eines automatischen Schiebers gemeinsam mit den Ausscheidungen der übrigen Kühe in die Jauchegrube geschoben. Derweil versucht seine Mutter noch, das ohnmächtige Tier durch Anstupsen zum Aufstehen zu befähigen. Doch vergebens. Tatsächlich entstammen diese Bilder keiner Dystopie einer inhumanen Fortschrittsgesellschaft auf einem fernen Planeten, sondern aus einer just veröffentlichten Reportage des ZDF-Investigativmagazins „Frontal“, dem die Soko Tierschutz Aufnahmen aus unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben zur Verfügung stellte.
Da diese und andere krude Praktiken längst keine Einzelfälle mehr sind, steht die Politik vermehrt in der Kritik. Unter der Ägide der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat man sich neben dem überfälligen Verbot des Kükenschredderns vornehmlich auf unverbindliche Tierschutzsiegel beschränkt. Umso größer ist nun der Erwartungsdruck auf die neue Koalition, die zumindest mit SPD und Grünen zwei Vertreterinnen hat, die zuletzt deutliche Korrekturen insbesondere in der konventionellen Landwirtschaft forderten.
Aber werden stellenweise Eingriffe genügen? Können neue Regeln etwa zu überschaubaren Vergrößerungen von Stallflächen tatsächlich dem unermesslichen Leid in der industriellen Massentierhaltung gerecht werden? Vermutlich nicht. Denn wie gerade die tierethische Forschung der letzten Jahre dokumentiert, scheint eine systemische Kehrtwende geboten, die unser Verhältnis zum Tier fundamental neu auslotet.