
"Die Gruppe Wagner hat eine Lizenz zum Töten"
n-tv
Russland setzt die Söldner der Gruppe Wagner für Aufgaben ein, die es regulären Soldaten nicht zumuten will, sagt der Russland-Experte Andreas Heinemann-Grüder im Interview mit ntv.de. Der Politologe hat gerade in der Zeitschrift "Osteuropa" einen Aufsatz über die Gruppe Wagner veröffentlicht. Sein Urteil: "Exzessives Morden wird Wagner überlassen. Dadurch entsteht auch im Inneren der Gruppe eine Gewaltkultur als Disziplinierungsmittel."
Wagner-Chef Prigoschin stellt seine Truppe als erfolgreich dar, dem russischen Verteidigungsministerium wirft er regelmäßig Versagen vor. Was nach Machtkampf aussieht ist "Teil des Systems der wechselseitigen Schuldzuweisungen, auf dem Putins Macht basiert", sagt Heinemann-Grüder.
ntv.de: Der Gründer der Gruppe Wagner, Dmitri Utkin, hat Tätowierungen der Waffen-SS und ein Hakenkreuz auf der Brust, der Name der Truppe ist eine Referenz an Hitlers Lieblingskomponisten. Ist die Wagner-Gruppe faschistisch?
Andreas Heinemann-Grüder: In der Wagner-Gruppe gibt es durchaus Neonazis, zum Teil auch Naturgläubige, die einer Art romantisch-völkischen Ideologie folgen. Eine nationalistische und chauvinistische Grundhaltung ist sicherlich ein verbindendes Element, und die Mitglieder der Gruppe teilen eine Ablehnung der Ukraine, der USA und des Westens insgesamt. Vor allem aber ist die Gruppe Wagner eine kommerzielle Militärfirma. Sie wird nicht durch eine Weltanschauung zusammengehalten, sondern durch kommerzielle Interessen.
