Der ehrlichste Star, den die Bundesliga je hatte
n-tv
Den Mann, den sie alle nur "Ennatz" rufen, feiert seinen 75. Geburtstag. Franz Beckenbauer nannte Bernard Dietz einst einen "feinen Kerl". Seine Karriere als Profi-Trainer beendete er, weil er vieles im Fußball nicht mehr ertrug. Doch ein Leben ohne Fußball kann er sich nicht vorstellen.
"Das kann ich nicht. Ich habe von meinen Eltern gelernt: Wenn ich etwas bekomme, muss ich etwas zurückgeben." Viele erklärten Bernard "Ennatz" Dietz damals für verrückt, als er seinen gut dotierten Posten als Cheftrainer bei einem Bundesligisten aufgab. Sie fragten ihn irritiert, warum er sich nicht - wie alle anderen auch - habe feuern lassen, um die Abfindung zu kassieren? Dietz antwortete ihnen mit diesem Satz - und sorgte so für noch mehr Erstaunen bei seinen Zuhörern.
Es waren damals schon Sätze aus einer anderen Zeit von einem Mann, den es so im heutigen Fußball nicht mehr geben könnte. Und das sagt viel über den "feinen Kerl", wie Franz Beckenbauer den Europameister-Kapitän von 1980 einst nannte, aber leider noch viel mehr über den Fußball dieser Tage aus. Denn Dietz meinte stets ehrlich und völlig ohne falsches Pathos, was er sagte: "Ich würde auch Fußball spielen, wenn ich dabei nicht viel verdienen könnte. Ohne Fußball könnte ich gar nicht mehr auskommen." Der ehemalige Bundesligaspieler des MSV Duisburg und des FC Schalke 04 sagte auch einmal den wunderschönen Satz, den jeder Fußball-Liebhaber emotional nachempfinden kann: "Ich habe davon geträumt, einmal ein Kopfballduell gegen Uwe Seeler zu gewinnen." Am Ende seiner langen Karriere hatte er nicht nur das geschafft, sondern so viel mehr.
Schon in jungen Jahren war Dietz ein glühender Fußballfan und selbst Spieler bei Bockum-Hövel: "Für mich war Fußball alles. Spielten wir nicht, fuhr ich nach Dortmund oder Schalke. Um ja nichts zu verpassen, habe ich in der Kampfbahn Rote Erde in den Bäumen gesessen." Er war und ist ein Fußballfanatiker, genau wie die Fans auf der Tribüne, und das sah man auch stets unten auf dem Platz. Sein Motto: "Ich versuche immer, mein Bestes zu geben, und kämpfe in jedem Spiel bis zur Erschöpfung. Das bin ich den Leuten schuldig, die ihr Eintrittsgeld dafür bezahlen. Auch nach einem verlorenen Spiel muss man guten Gewissens sagen dürfen: An mir kann es nicht gelegen haben."