Der Aufstand der Armen
Die Welt
Unter dem Hashtag #IchbinArmutsbetroffen schildern Menschen mit finanziellen Problemen ihr Leben – und stellen gängige Klischees von vermeintlich faulen Arbeitslosen in der sozialen Hängematte infrage. Politische Antworten aber bleiben aus.
Anni ist nicht arm, sondern von Armut betroffen. Auf diese Feststellung legt die 39-Jährige wert. „Ich habe Freunde und meine Familie. Arm sein klingt, als hätte ich nichts im Leben“, sagt sie. Aber es sei vor allem die wirtschaftliche Situation, unter der sie leide. Man merkt: Die zweifache Mutter, die von Hartz IV lebt, möchte endlich einmal die Definitionshoheit haben über ihr Leben und ihre Situation – und das Armutsbetroffene endlich einmal selbst zu Wort kommen.
Vergangenen Donnerstag hat Anni nicht nur sich selbst eine Stimme in den sozialen Netzwerken verschafft, sondern auch Tausenden anderen Menschen in prekären finanziellen Situationen in Deutschland. Unter dem Hashtag #IchbinArmutsbetroffen forderte sie Betroffene, die von Hartz IV, Niedriglöhnen und zu geringen Renten leben auf, im Netz ihre Lebensrealitäten zu schildern. „Lasst uns zeigen, wer wir sind, dass wir KEINE Zahlen sind“, schrieb sie.