C Pam Zhang: „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ – Was Kinder und Tote erzählen
Frankfurter Rundschau
Die chinesisch-amerikanische Autorin C Pam Zhang über goldene Hügel und höllische Albträume.
Ein scharfer Ritt. Die Schriftstellerin C Pam Zhang, 1990 in Peking geboren und in den USA aufgewachsen, überrascht mit einem Western, der kräftig gegen den Mythos gebürstet ist: „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“. Alles beginnt damit, dass die Geschwister Lucy (12) und Sam (11) ihren toten Vater, Ba genannt, in eine Kiste packen, diese auf ein gestohlenes Pferd binden und dann die Flucht ergreifen, um den Leichnam an einer würdigen Stelle zu begraben. Dafür müssen Lucy und Sam gleichsam durch die Hölle gehen.
Diese Eröffnung ist ein turbulentes Kabinettstück, mit einem missratenen Banküberfall und einem Leichnam, dem mehr und mehr Teile abhandenkommen. Allerdings zielt C Pam Zhang nicht auf Klamauk, sondern auf Intensität. Eine Triebfeder des Romans ist die Suche nach einem Zuhause für die Toten und für die Lebenden – in einem Land, dessen Natur von Bisonjägern und Goldgräbern geschunden wird und dessen Urbevölkerung plötzlich Ausgestoßene sind. „This Land Is Not Your Land“ lautet das Motto, das dem Roman vorangestellt ist. Das klang 1940 bei Woody Guthrie noch ganz anders.
Lucys Eltern sind einst als Glückssucher aus Asien „übers Meer“ gekommen. Doch dann verdingen sie sich für einen Hungerlohn im Bergbau und schürfen nach Gold, das ihnen geraubt wird, kaum, dass sie es gefunden haben. Sie werden als „Schlitzaugen“ beleidigt, ziehen rastlos von Ort zu Ort. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: „Wenn wir erst mal über die Berge sind“, sagt Lucy, „haben wir genug Zeit, ein neues Zuhause zu suchen.“