Berichte über "brutale Verhöre" in russischen Lagern
n-tv
Seit Wochen wirft die Ukraine der russischen Armee vor, in "Filtrationslagern" Zivilisten zu verhören und dann nach Russland zu verschleppen. Die USA gehen von Zehntausenden Entführten aus, Kiew von 1,2 Millionen. Das Vorgehen wäre nicht neu - es hat seinen Ursprung in der Sowjetunion.
Die USA gehen davon aus, dass Russland seit Beginn seines Angriffskriegs Zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer gewaltsam verschleppt hat. Allein aus der belagerten Hafenstadt Mariupol seien Tausende nach Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, sagte der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Michael Carpenter, in Wien.
Die ukrainische Regierung schätzt die Zahl der verschleppten Ukrainer gar auf knapp 1,2 Millionen. Darunter sollen sich nach Angaben der Ombudsfrau Lyudmyla Denisowa auch mindestens 200.000 Kinder befinden. Nach Angaben Kiews betreibt Moskau zudem sogenannte Filtrationslager, in denen festgenommene Ukrainer verhört werden. Augenzeugen hätten von "brutalen Verhören" in diesen Lagern berichtet, sagte Carpenter. Dies und die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. "Wir dürfen dieses Übel nicht zulassen", sagte er.
"Filtrationslager" wurden erstmals Anfang der 1940er-Jahre in der Sowjetunion eingerichtet. Damals dienten sie dazu, unter den heimkehrenden Soldaten der "Roten Armee" Verräter aufzuspüren. Auch während der Tschetschenienkriege betrieb Russland derartige Internierungslager - vorgeblich, um Terroristen und Separatisten zu finden. Nichtregierungsorganisationen berichteten von Menschenrechtsverletzungen, unter anderem durch Folter im Zweiten Tschetschenienkrieg.