"Als ob meine Kehle zugeschnürt wird": Sophie (23) warnt vor Eichenprozessionsspinner
RTL
Nichtsahnend geht die 23-Jährige mit ihrer Familie spazieren. Keine 24 Stunden später hat sie überall Ausschlag. Schuld ist der Eichenprozessionsspinner.
Gerade jetzt, wo das Wetter wieder schön ist, erfreut man sich an einem Freitagabend ganz besonders über einen netten Feierabend-Spaziergang mit der Familie. Dass sich daraus ein echtes Horror-Szenario entwickeln und plötzlich die Gesundheit auf dem Spiel stehen würde, darauf wäre Sophie G. (23) aus Mittelhessen nicht gekommen. Doch dann kam der Eichenprozessionsspinner.
"Am Freitagabend war ich mit meinem Freund und mit meinen Eltern im Wald unterwegs. Wir wohnen eher ländlich, deswegen ist es immer sehr schön, dort mit den Hunden spazieren zu gehen. Weil mein Freund und mein Vater einen eher abenteuerlichen, steileren Weg gehen wollten und wir darauf keine Lust hatten, haben meine Mutter und ich uns für einen längeren Umweg entschieden. Und dort muss es dann passiert sein", erzählt Sophie gegenüber RTL. Sie habe die Äste aus dem Weg gedrückt, damit ihre Mutter hinter ihr her gehen konnte. Diese nette Geste sollte sich keine 24 Stunden später als Fehler erweisen.
"Nach dem Spaziergang war eigentlich alles unauffällig und ruhig, ich war samstags sogar noch unterwegs. Doch dann hab ich auf einmal Pusteln und Quaddeln am Körper bekommen, die sehr geschmerzt haben und kurz darauf sogar zu richtigen Blasen wurden. Das Ganze hat angefangen zu jucken und zu brennen; es war die Hölle." Weil Sophie allergisch gegen Pollen, Gräser, Bienen und Wespen ist, habe sie sich zunächst nicht viel dabei gedacht. "Ich habe öfter mit allergischen Reaktionen zu kämpfen. Meine Stimme bleibt sogar manchmal weg. Das war dieses Mal auch der Fall, aber ich dachte halt, dass es schon nicht so schlimm sein wird und sich von alleine wieder beruhigt."
Doch eine Sache habe sie verunsichert: "Plötzlich fing auch mein Hals an wehzutun und es bildeten sich Pusteln im Mundbereich und im Rachen. Sogar in der Nase hatte ich welche. Das hat sich angefühlt, als ob mir meine Kehle zugeschnürt wird – und da hab ich schon ein bisschen Panik bekommen, so etwas kannte ich nicht." Auch am nächsten Morgen war ihre Situation fast unverändert. "Wir haben uns dann mal meine Klamotten vom Spaziergang genauer angeguckt, weil wir überzeugt davon waren, dass da irgendetwas dran sein musste. Als ich die Kleidung dann erneut angefasst habe, kam wirklich sofort ein neuer Ausschlag", so die Verwaltungsangestellte.
Sie fasste den Entschluss, nach Gießen ins Krankenhaus zu fahren. Ein Arzt bestätigte ihr den Kontakt mit dem gefährlichen Eichenprozessionsspinner, einer Schmetterlingsart, deren Brennhaare leicht abbrechen, auf Spaziergänger und Radler herabfallen und solche allergischen Reaktionen auslösen können. Die Hochphase des Eichenprozessionsspinners sind die Wochen von Ende Mai bis Juni, da werden die meisten Brennhaare der Raupen aus den Nestern geweht und über die Luft verteilt.
Am Montag war sie nochmal beim Hausarzt, der sie vor einem weiteren Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner gewarnt hat: "Er hat mir ebenfalls erklärt, dass der Eichenprozessionsspinner aktuell Hochsaison hat und dass ich aufpassen soll, denn der zweite Kontakt wäre meist noch schlimmer. Wenn so etwas nochmal passiert, könnte es bei mir sogar bis zu einem anaphylaktischen Schock kommen, denn ich habe laut ihm hochallergisch auf die Brennhaare reagiert."
Jetzt muss Sophie erst einmal warten und wieder gesund werden: "Ich habe ein paar Tage lang täglich hohe Dosen Cortison sowie einen Epipen bekommen. Meine Arme müssen regelmäßig mit Salbe eingeschmiert werden und befinden sich die meiste Zeit im Verband. Der Juckreiz macht mich fast wahnsinnig und ist wirklich furchtbar. Es brennt auch sofort, wenn Luft, Sonne oder Wasser dran kommen, denn teilweise habe ich ja noch immer offene Blasen." Wann sie den Verband los wird, wisse sie noch nicht. Im schlimmsten Fall könne es aber wohl bis zu drei Wochen dauern, wie Sophie uns im Interview sagt.
Mit ihrer Geschichte möchte sie andere Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer und Co. warnen und Bewusstsein für die Begegnung mit dem Eichenprozessionsspinner schaffen: "Es geht schnell, man bemerkt erst nichts – doch es kann wirklich etwas passieren. Ich bin erwachsen – aber ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn ein Kind das durchmachen muss, was ich gerade durchmache. Und auch für Hunde kann es gefährlich werden."