Alfons Mucha: Ein Museum in Prag fürs episch große Bild
Frankfurter Rundschau
Nationale Gigantomanie, 100 Jahre später: Nach langem Rechtsstreit bekommt ein Werk von Alfons Mucha ein eigenes Museum in der tschechischen Hauptstadt.
Wie das so ist mit den Vermächtnissen bedeutender Künstler: Sie erwarten womöglich einen Platz im Parnass und setzen für die Präsentation ihrer Werke auf Nation und Staat. Aber mitunter haben sie ihr großmütiges Testament ohne die Erben, die Erbinnen und auch ohne die politischen Gemengelagen gemacht. Und so endete erst jetzt ein jahrzehntelanger Rechtsstreit um das Spätwerk Alfons Muchas, das so monumentale wie pathetische „Slawische Epos“, gemalt ab 1911, der Rückkehr des Malers aus Paris, vollendet 1928.
Der in Mähren geborene und um 1900 in Paris berühmt gewordene Jugendstilkünstler Mucha (1860-1939), hatte Riesenerfolg als Theaterplakat-Maler, der den eleganten Stil der reduzierten Linien, der anmutigen Arabesken und Ornamente meisterhaft beherrschte. Er war der Star der Pariser Kunstszene und Leib-Porträtist der göttlichen Schauspielerin Sarah Bernhardt.
Doch Mucha war auch tschechischer Patriot und strebte zu nationalem Ruhm. Sein aus 20 riesigen Leinwänden bestehendes fiktives Epos zur Böhmischen Historie und anderer slawischer Völker, hatte er im Jahr 1928 der Stadt Prag vermacht – mit der Auflage – und auch der Zusage -, dass sie einen eigenen Ausstellungsaal bekämen.
Daraus wurde nichts. Erst kam der Zweite Weltkrieg, dann der Reale Sozialismus. Aber auch nach dem Ende des Kalten Krieges sowie der Trennung von Tschechien und der Slowakei gab es in der Angelegenheit keine Bewegung. Also sahen die Mucha-Erbengemeinschaft, insbesondere der Enkel John Mucha, Kopf der Mucha-Stiftung, den Vertrag nicht erfüllt. Sie verlangten die Rückgabe des Werks. Schon gab es Teilerfolge vor Gericht.
Dieser Tage nun endete der Rechtsstreit gütlich. Prag errichtet bis zum Jahr 2026 für das 60 Meter lange und fast 25 Meter breite National-Erbe mitten im Zentrum einen Gebäudekomplex. Kulturpolitiker, Mucha-Stiftung und ein Immobilieninvestor als Sponsor unterzeichneten den Vertrag. Studien, Zeichnungen, Pastelle, Ölmalereien und Dokumente sollen dann hinzukommen, so entstehe „ein weltweit einzigartiges Museum“, sagte der zufriedene Mucha-Enkel.