
„Strange!“ – Surrealismus in Berlin: Das Absurde im Blick
Frankfurter Rundschau
Das Berliner Museum Scharf-Gerstenberg zeigt in einer großen Schau 60 Werke des Surrealismus.
Als Millionen Ostdeutsche in den Siebzigern und Achtzigern – völlig freiwillig – in die Kunstausstellungen der DDR pilgerten, um in der Bildkunst das thematisiert zu sehen, was in der sozialistischen Presse tabu war, wäre keiner auf die Idee gekommen, bestimmte Gemälde mit rätselhaftem bis bizarrem Inhalt als „Surrealismus“ zu bezeichnen. Dieser Stil galt als Westkunst: Übernatürliches, das im Unbewussten schlummert, eine Über-Wirklichkeit, die traumhaft den Verstand verwirrt. Surrealismus und Pittura metafisica galten in der Kunstauffassung des Sozialismus als Phantasmagorien und damit, trotz der von Erich Honecker nach 1970 ausgerufenen „Weite und Vielfalt“, als dekadent, absurd, ja gar ideologisch gefährlich. Was wir Ostler da in aller Öffentlichkeit auf den Bildern von Mattheuer, Stelzmann, Rink, Brüne, Gröszer oder Peuker zu sehen bekamen, waren also eher zugespitzte, „scharfgestellte“ Szenen aus dem realsozialistischen Alltag? Gar Realsatire?













