„Die Wahrheit im Krieg entscheidet sich an der Front“
Die Welt
Der Ex-Chef der Grünen-nahen Böll-Stiftung in Kiew rügt: Deutschlands Zaudern belebe in der Ukraine alte Ressentiments wieder. Er warnt vor einer fatalen antieuropäischen Stimmung, die sich in dem Land entwickeln könnte. Scholz solle den „Opfergang“ der Ukrainer respektieren.
WELT: Herr Sumlenny, vor drei Monaten hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im deutschen Parlament eine Zeitenwende ausgerufen. Er kündigte scharfe Sanktionen gegen Russland und militärische Unterstützung für die Ukraine an. Wie sieht Ihre Bilanz dieser Versprechen heute aus?
Sergej Sumlenny: Die Rede des Bundeskanzlers hat in der Ukraine damals große Hoffnungen geweckt. Sie wurde überall im Land verbreitet. Die Menschen haben euphorisch reagiert, sofern man in Kriegszeiten überhaupt von Euphorie sprechen kann. Die Worte von Scholz haben jedenfalls in der Ukraine die Zuversicht gestärkt, dass man die Russen mit deutscher und europäischer Hilfe schnell wieder aus dem Land jagen könnte.