„Darf nicht sein, dass NS-Opfer von deutschen Archiven zur Kasse gebeten werden“
Die Welt
Wenn Angehörige von Holocaust-Opfern im Bundesarchiv und den Landesarchiven über die Verfolgung ihrer Familie recherchieren, müssen sie dafür Gebühren zahlen. Die Union fordert eine Änderung der Praxis, die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth will daran festhalten.
Der Tod seiner Eltern war für Andrew Silton der Anlass einer intensiven Beschäftigung mit ihrer Biografie. Sich an die Geschichten zu erinnern, die ihr Leben und auch seines geprägt hatten, half dem New Yorker bei der Trauer. Im Januar 2021 war sein 96-jähriger Vater Peter gestorben, dreieinhalb Jahre zuvor seine damals 96-jährige Mutter Lore. Beide waren deutsche Juden, die den nationalsozialistischen Terror überlebten und sich kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den USA kennenlernten.
Innerhalb von nur einer Woche recherchierte Andrew Silton das Leben seiner Eltern in den Jahren zwischen 1933 und der Hochzeit im Jahr 1949. Schnell umfasste die Recherche auch seine Großeltern, Kurt und Elli Silberstein sowie Moritz und Hilde Rosenberg. Sein Großvater Kurt war im Ersten Weltkrieg schwer verwundet worden, seine Großmutter Elli war eine aufstrebende Opernsängerin, deren Karriere in Erfurt 1932 endete, als dort die Nationalsozialisten die Kontrolle übernahmen.