Ukraine-Krieg: So wollen private Spender mit Helikoptern und Motorrädern helfen
Frankfurter Rundschau
Geschäftsleute helfen der ukrainischen Armee mit neuer Ausrüstung: mit einem Hubschrauber-Rentner und nagelneuen Motorrädern aus dem Profi-Rennsport.
Kiew – Wenn der Anlass kein so tragischer wäre, könnten Motorrad-Fans ins Schwärmen geraten – für ihre Gegenoffensive gegen Russland erhält die Armee der Ukraine jetzt fabrikneue KTM-Motorräder. Finanziert werden die aus Litauen. Der ehemalige Motorrad-Pilot der „Rallye Paris-Dakar“, Balys Bardauskas, hatte bereits kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs angekündigt, den ukrainischen Verteidigern nach und nach insgesamt 300 Motorräder zu spenden. Jetzt steht die nächste Tranche an.
Geliefert wird die österreichische KTM 450 EXC-F – eine „Enduro“, also eine geländegängige und gleichzeitig straßentaugliche zivile Maschine, die viele Fans des Motorrad-Sports mit der Zunge schnalzen lässt: „eine beeindruckende und effektive Performance, ein leichter Rahmen und Heckrahmen, Bodywork und Ergonomie aus dem Rennsport, eine kompakte Auspuffanlage, ein herausragendes Kühlsystem und eine überragende Federung“, schreibt der Hersteller über sein Modell. Der litauische Lehrer Bardauskas kennt die österreichische Motorradschmiede aus seiner Zeit als KTM-Werksfahrer bei der „Rallye Paris-Dakar“. Die Lieferung ist seine private Form der Militär-Hilfe, wie er dem Online-Magazin Made In Vilnius erklärt hat.
„Diese Motorräder sind für die ukrainische Armee bestimmt und werden dort sein, wo sie am meisten gebraucht werden. Seit 2005 habe ich bei der ,Rallye Dakar‘ und anderen Wettbewerben eine Reihe von Ukrainern getroffen. Einige von ihnen sind derzeit Angehörige der Spezialeinheiten, daher habe ich direkten Kontakt zu bestimmten Einheiten. Ich habe nicht lange gezögert, nachdem ich gehört hatte ,wir haben nicht viel, schickt alles‘“, sagt der Ex-Rennfahrer. Nach der Invasion hatte er drei Bikes verschickt, danach 30 – geplant sind insgesamt 300. Für diesen Freundschaftsdienst konnte der Litauer einen litauischen Unternehmer als Unterstützer gewinnen.
Neben dem olivgrünen Anstrich hat Bardauskas die Geländemaschinen aber auch technisch ertüchtigt: „Wir haben die normalen aufblasbaren Reifen durch luftlose Vollreifen ersetzt. Wir haben die Elektrik verbessert, die Luftfilter gegen Sportluftfilter ausgetauscht und neu lackiert. Das Motorrad selbst ist stark und sehr zuverlässig und wird von Profis bei Wettbewerben eingesetzt“, sagt Bardauskas. Die Maschinen werden sich hinter der Front bewähren: als Gelenk zwischen den in der Gegenoffensive gegen Russland kämpfenden Verbänden.
Ihre Erfolge gegen Wladimir Putins Invasionsarmee hat die Ukraine nämlich vor allem ihrer Kommunikation zu verdanken – seit dem Ukraine-Krieg hat die analoge Verständigung unter militärischen Einheiten ihre Bedeutung wiedererlangt, sagt der deutsche Oberstleutnant Hendrik Staigis, Kommandeur des Aufklärungslehrbataillons 3 in Lüneburg: „Verlässliche Kommunikation auf allen Ebenen ist eines der wichtigsten Elemente auf dem Gefechtsfeld. Allerdings ist spätestens seit der Ukraine-Krise und dem Nato-Manöver ‚Trident Juncture‘ klar, dass der potenzielle Gegner aus dem Osten über ein enormes Störpotenzial verfügt. Das lässt die Truppe wieder auf vermeintlich veraltete Führungsmittel zurückgreifen: Die Marine führte wieder Flaggensignale und das Lichtmorsen ein, im Heer erinnerte man sich an die Kradmelder“, sagt er auf bundeswehr.de.